Immersion im Rollenspiel oder: warum hab ich das nicht schon früher gemacht?

Es gibt Dinge, die überraschen mich selbst manchmal sehr. Da muss ich erst 15 Jahre larpen, eine eigene Gruppe mit aufbauen (einen herzlichen Gruß an meine Darpatbullen :-* ), selbst Orga und SL sein, um zu erkennen, dass manche Dinge das eigene Spiel sehr einfach bereichern können.

Das Stichwort heißt ‚Immersion‘. Laut Wikipedia-Definition ist das ein Eintauchen oder Einbetten. Für’s Larp heißt das (keine allgemeingültige Definition, sondern meine persönliche Ansicht und Erfahrung), dass man sich in eine Situation oder Szene so stark hineinfallen lässt, dass die eigene Persönlichkeit dabei in den Hintergrund tritt und der bespielte Charakter dabei dann die volle Bandbreite an Emotionen und Motivationen übernimmt und nach außen trägt.

Das hatte ich bisher zwei Mal. Das erste Mal, und auch die absolut heftigste Erfahrung damit war auf dem ‚Hymnen an die Nacht‘, einem Penny Dreadful-Steampunk-Larp im November 2015. Die Situationen auf dem Con haben mich derartig mitgenommen, dass ich knapp zwei Wochen gebraucht habe, um mich wieder zu sortieren.

Das zweite Mal war dieses Wochenende, also vom 16. bis 19. Juni auf dem Castellani-Con. Nicht minder intensiv, aber für mich diesmal leichter zu verarbeiten.

Beim ersten Mal wurde ich von der Wucht des Cons mitgenommen, dieses Mal hab ich es selbst beeinflusst. Ich habe mich bewusst in Situationen und Stimmungen hineinfallen lassen und mich mitnehmen lassen von allem, was um mich herum passiert ist. Damit wurde der Con für mich ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, weil Andere dieses Spiel aufgegriffen und zu ihrem Spiel gemacht haben, sondern weil es auch meinen Erfahrungshorizont erweitert hat. Ich habe gelernt, dass ich, sofern ich mit mir selbst klar und stimmig bin, ich genießen kann, solche Begebenheiten aufzugreifen und mich fallen zu lassen.

Gewusst hatte ich schon immer, dass man nicht für sich spielt, sondern für seine Mitspieler, aber jetzt habe ich das auch verinnerlicht. Es geht nie darum, sich selbst als den Helden hinzustellen und als strahlender Sieger hervorzugehen. Klar, das macht auch Spaß, ist aber recht flach und auf Dauer einfach langweilig. Es geht darum, auch zu verlieren. Einfach zu zeigen, dass auch ein Charakter dunkle Züge hat, dunkle Geheimnisse oder schlicht und ergreifend in ein Loch fallen kann. Ganz wie im normalen Leben.

Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte, denn nur durch Erfahrungen wächst man an sich weiter. Vor allem aber bin ich froh und dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen mit Menschen machen durfte, die das einfach aufgegriffen haben und was daraus gemacht haben. Durch das, was ich ins Spiel hinein gegeben habe, habe ich mindestens doppelt so viel zurück bekommen. Das war einfach ganz wunderbar und großartig. Diese Momente sind es dann, an die man sich lange Zeit erinnert und die man sich auch auf einem Larp abends am Lagerfeuer erzählt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert