Plot nach Plan – oder: wo ist bloß das Spiel geblieben?

Ich war am Wochenende endlich mal wieder als Spieler, genauer gesagt als Cerise Choucroute auf einem Larp unterwegs. Die bretonische Hexe war in der Terra Incognita und hat einem Baum geholfen. Klingt komisch, ist aber so.
Mir ist auf der Veranstaltung aufgefallen, wie sehr sich Larp in den letzten Jahren verändert hat. Vor allem die Spielansätze haben sich, aus meiner Sicht stark verändert. Es geht gar nicht mehr vordergründig um das Spiel, sondern um effizientes Lösen des Plots. Anstatt mit Spielangeboten zu glänzen, die für beide Seiten cool sind, wird lieblos irgendwas angeboten, um voran zu kommen. Wo ist die ganze Kreativität hin?
Ich kann mich gut daran erinnern, dass kreative Spielansätze immer belohnt wurden. Entweder von der Orga/SL oder von den Mitspielern.
Anstatt auf Kreativität zu setzen und allen Anwesenden ein nettes Spielangebot zu generieren, wird plump gehandelt und dann wundern sich Leute, dass daraus nichts wird.

Ich hatte davon als NSC und auch SC in der jüngsten Vergangenheit mehrfach solche Szenen und mag eine von vor zwei Jahren beschreiben, bei der ich als NSC unterwegs war.
Ich hatte einen Gegenstand, eine Träne, die die Spieler benötigten, um etwas zu machen. Diese Träne habe ich mit mir rumgetragen und damit rumgespielt usw. bis man mich ansprach, was ich denn dafür haben wollen würde. Zum Tausch.
Dazu sei gesagt, ich war als Bardin da. Also eine Musikerin, die sich ihren Lebensunterhalt durch Singen in Tavernen verdient. Man könnte also annehmen, dass ich jetzt nicht so unbedingt auf klirrende Münzen angewiesen bin.
Das erste Angebot, das ich erhielt, war… *trommelwirbel*…. 1 Silber. Und der Spieler meinte das damals tatsächlich ernst. Ich hab mich wirklich gefragt, warum das so unkreativ war. Es gibt doch zig Möglichkeiten, etwas anderes als Münzen zum Tausch anzubieten. Ich bin auf diesen Handel auch nicht eingegangen, weil ich das wirklich zu plump fand. Am Ende tauschte ich die Träne gegen eine kleine Flasche Schnaps. Das war zumindest ein etwas schöneres Angebot.
Jetzt am Wochenende habe ich einen Gegenstand gefunden, den wir für den Plot unbedingt brauchten. Ich hätte auch Geld bieten können, fand ich aber doof. Ich hab stattdessen die einzige Waffe zum Tausch angeboten, die ich hatte: mein Messer. Und ich war in der glücklichen Position, den Gegenstand am Ende zurück geben zu können, was ich dem NSC auch versprochen hatte. Ein anderer Spieler wollte diesen Gegenstand von mir haben und bot mir…. *trommelwirbel*… 1 Silber. Kein Witz.

Warum ist das so? Ist das irgendwie aus dem realen Leben isn Larp geschwappt, dass man mit Geld alles erreichen kann? Ich finde das bedauerlich. Dabei kommt doch kein schönes Spiel zustande. Wenn ich Geld gegen Ware tauschen will, gehe ich einkaufen. Auch auf einem Larp. Meistens ist irgendwo ein Händler zugegen, der Kleinzeug gegen Münzen verkauft.
Warum aber geben sich Mitspieler so wenig Mühe, ihren Mitspielern ein schönes Erlebnis zu bescheren? Hat sich das Larp so in Richtung Effizienz verändert, dass es, wie bei den Computer-Spielen, nur darum geht, eine Station nach der anderen abzuarbeiten, um dann am Ende eine Belohnung zu kassieren? Ich finde das schade, wirklich.
Es gibt doch so viele Möglichkeiten mehr und im Grunde berauben wir uns dieser Möglichkeiten, wenn wir nur mit plumpen Angeboten an unsere Mitspieler herantreten.

Was ist Eure Wahrnehmung? Hat sich das Larp tatsächlich so verändert oder sehe das nur ich so?

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