Ruhe

Mein Herz ist schlafen, wie ein stiller See.
Und ruhig gleiten meine weichen Lieder,
wie Schwäne, leise rinnende Kreise ziehend, – weißt du? –
über die sehnsuchtssingende Fläche.

Doch wirfst du deines Auges milden Strahl
in meiner singenden Seele lauschenden Grund,
dann blickt der Mond, in Silberblau getaucht,
Duftnebel streuend auf den dunkeln See,
ein Tönen schwingt sich flüsternd über die Weiten,
stillreger Wipfel Mondesnachtgesang,
die Schwäne rühren träumend ihr Gefieder
und singen wundertief und wehmutsselig
der Mutter Nacht ein nebeltrübes Lied.

~ Walter Calé ~

Und etwas in mir zerbrach

Ich habe erwartet, dass es heute passiert. Ich war darauf vorbereitet, dass es heute passiert. Doch die Wucht, die mich traf, war zu hart, als dass ich mich jemals hätte darauf vorbereiten können.

Die Tatsache, dass meine Mutter nicht mehr da ist, ist nun nicht mehr nur im Kopf, sondern auch im Herzen angekommen.

Die Lücke, die sie hinterlässt, wird sich niemals schließen und es gibt vieles, was ich jetzt schon vermisse. Die Gewissheit, dass sie mich nie wieder am Telefon mit einem „Hallo Mausi“ begrüßen wird oder dass ich sie niemals wieder wegen irgendetwas fragen kann. Es tut weh. Und ich bin unendlich traurig.

Als ich sie heute das letzte Mal sah, brach ich sofort in Tränen aus. All das, was ich die ganze Zeit nicht spüren konnte, war plötzlich da. Ich saß lange einfach nur da und weinte. Etwas in mir ist zerbrochen und es wird nie wieder ganz werden. Mir bleibt nur, damit zu leben.

Ich war nie gut darin, Abschied zu nehmen mit der Gewissheit, die Person, von der ich mich veranschiede, so schnell nicht wieder zu sehen. Dieser Abschied ist jedoch schwerer als alle anderen zusammen. 

Mama, ich hoffe, dass es Dir dort, wo Du jetzt bist, gut geht. Ich hab Dich lieb!!

Abschied

Wenn die Schwalben heimwärts zieh’n,
Wenn die Rosen nicht mehr blühn,
Wenn der Nachtigall Gesang
Mit der Nachtigall verklang;
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
Ob ich Euch wohl wiederseh‘? –
Scheiden, ach Scheiden thut weh! –

Wenn die Schwäne südwärts ziehn,
Dorthin, wo Orangen blüh’n,
Wenn das Abendroth versinkt,
Durch die grünen Wipfel blinkt;
Fragt das Herz in bangem Schmerz:
Ob ich Euch auch wiederseh‘?
Scheiden, ach Scheiden thut weh! –

Armes Herz, was klagest Du!
Ach Du gehst auch einst zur Ruh!
Was auf Erden, – muß vergeh’n;
Gibt es dort ein Wiedersehn?
Fragt das Herz im bangen Schmerz. –
Thut auch hier das Scheiden weh:
Glaub‘, daß ich Dich wiederseh.

~ Georg Karl Reginald Herloßsohn ~

Traurigkeit

Die Welt treibt fort ihr Wesen,
Die Leute kommen und gehn,
Als wärst du nie gewesen,
Als wäre nichts geschehn.

Wie sehn ich mich aufs neue
Hinaus in Wald und Flur!
Ob ich mich gräm, mich freue,
Du bleibst mir treu, Natur.

Da klagt vor tiefem Sehnen
Schluchzend die Nachtigall,
Es schimmern rings von Tränen
Die Blumen überall.

Und über alle Gipfel
Und Blütentäler zieht
Durch stillen Waldes Wipfel
Ein heimlich Klagelied.

Da spür ich’s recht im Herzen,
Daß du’s, Herr, draußen bist –
Du weißt’s, wie mir von Schmerzen
Mein Herz zerrissen ist!

~ Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff ~

Und die Welt blieb einfach stehen

Es gibt diese Tage und Momente, in denen Dich das Leben einfach so hart trifft, dass Du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist. Dir der Boden unter den Füßen einfach wegbricht und Du fällst.

Ich hatte schon einige solcher Tage. Und grade die letzten paar Monate waren nicht grad einfach. Ich hatte mich grade wieder gefangen, grade wieder angefangen, mein Leben neu auszurichten, es zu genießen. Doch ich bekomme den nächsten großen Stein in den Weg geworfen und mein Leben gerät erneut ins Taumeln.

Heute hat die Welt für einen Moment angehalten. Ein kurzer Moment, wo alles stoppte, nur um mich dann doppelt so schnell zu überrollen.

Heute ist einer dieser Tage, an den ich mich den Rest meines Lebens erinnern werde. Ein Tag, an dem drei Worte die Welt auf den Kopf gestellt haben. Drei Worte, die man nicht hören will, die man nie hören will. Vor allem nicht, wenn es sich um geliebte Menschen handelt. Drei Worte…

Aber ich glaube, daß wann der Tod unsre Augen schließt, wir in einem Licht stehn, von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist.

Arthur Schopenhauer

Für Mama