Mahnung

Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!
Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen,
ihr wolltet sie mit frecher Hand zerschlagen
und jeder leuchten mit dem eigenen Lichte.

Doch unaufhaltsam rucken die Gewichte,
von selbst die Glocken von den Türmen schlagen
der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,
weist flammend auf die Stunde der Gerichte.

O stille Schauer, wunderbares Schweigen,
wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen
die Täler alle geisterbleich versanken,

und in Gewittern von den Bergesspitzen
der Herr der Weltgeschichte schreibt mit Blitzen –
denn seine sind nicht euere Gedanken.

~ Joseph von Eichendorff ~

Ende

Nur eines noch:
viel Stille um sich her wie weiche Decken schlagen,
Irgendwo im Alltag versinken, in Gewöhnlichkeit,
seine Sehnsucht in die Enge bürgerlicher Stuben tragen,
Hingebückt, ins Dunkel gekniet, nicht anders sein wollen,
geschränkt und gestillt, von Tag und Nacht überblüht,
heimgekehrt von Reisen
Ins Metaphysische – Licht sanfter Augen über sich,
weit, tief ins Herz geglänzt,
den Rest von irrem Himmelsdurst zu speisen –
Kühlung Wehendes, Musik vieler gewöhnlicher Stimmen,
die sich so wie Wurzeln stiller Birken
stark ins Blut dir schlagen,
Vorbei die umtaumelten Fanfaren,
die in Abenteuer und Ermattung tragen,
Morgens erwachen, seine Arbeit wissen, sein Tagewerk,
festbezirkt, stumm aller Lockung,
Keine Ausflüge mehr ins Wolkige,
nur im Nächsten noch sich finden, einfach wie ein Kind,
das weint und lacht,
Aus seinen Träumen fliehen, Helle auf sich richten,
jedem Kleinsten sich verweben,
Aufgefrischt wie vom Bad, ins Leben eingeblüht,
dunkel dem großen Dasein hingegeben.

Ernst Maria Richard Stadler

Die Kreativität beflügelt mich

Es war seit dem Con ein wenig ruhig. Ich musste nachdenken. Das hatte unter anderem mit einigen stressigen Tagen im Büro zu tun und auch im privaten Umfeld wurde viel Staub aufgewirbelt, der sich erstmal legen musste.

Das Wochenende hab ich mir eine Online-Auszeit genommen (bis auf ein Haiku, das ich postete) und hab mir selbst etwas Gutes getan: ich war shoppen. Dabei heraus kam die Ausgabe eines halben Vermögens bei Lush sowie ein viel zu teures T-Shirt vom Elbenwald:

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Ja, ich bin ein Nerd und ja, ich steh auf Sailor Moon. Ich hab das Shirt gesehen und musste es einfach kaufen!!

In der Ruhepause hab ich festgestellt, dass, wenn man mit den richtigen Leuten an einem Strang zieht, lässt sich etwas bewegen. Das war gut und fühlte sich sehr richtig an.

Zudem überkam mich ab Montag eine Welle der Kreativität. Ich schrieb noch ein Haiku und hatte einige schöne Ideen für’s Larp. Darunter auch etwas klamottentechnisches.

Da ich noch immer dabei bin, etwas weniger Mensch zu werden (was mir in den letzten drei Wochen erstaunlich gut gelungen ist) und ich den Plan habe, bis zum Ende des Jahres endlich mal mein Wunschgewicht erreicht zu haben, brauch ich natürlich auch neue Klamotten. Ich befürchte, dass ich die Kleider, die ich jetzt habe, nicht nochmal soweit ändern kann, dass sie mir weiterhin problemlos passen werden. Ich werde es versuchen, aber wirklich zuversichtlich bin ich nicht.

Die erste Idee: schwarze Wildseide, goldfarbene Knöpfe und überall auf dem Kleid kleine goldfarbene Glasperlen verteilt. Dazu entweder eine Kronenschapel oder eine Pillbox. Vielleicht mach ich auch beides, mal schauen.

Die zweite Idee (und die wesentlich aufwändigere): ein Wappenkleid. Da mein Charakter über einen absehbaren Zeitraum verheiratet sein wird, wird es wohl Zeit, mir mal Gedanken über so ein repräsentatives Kleid zu machen. Naja, die Gedanken dazu hab ich mir schon gemacht, nur scheue ich den Aufwand… Es soll ein zweigeteiltes Kleid werden. Links mein eigenes Wappen (drei goldene Mispelblüten auf grünem Grund), rechts das Wappen von Burgbach-Orkenstein (dreigeteilter Schild, links silbernes Schwert auf blauem Grund, rechts silbernes Einhorn auf grünem Grund, Spitze grüne Tannen auf schwarzem Grund). Alleine die Details des Schwerts und des Einhorns machen mir jetzt schon Sorgen (ich erinnere mich an den Löwen des Wappens der Lordregulation Bretoniens, das ich mal auf eine Männercotehardie genäht habe… gruselig…), aber die Idee ist in meinem Kopf und irgendwie möchte ich so’n Ding machen. Nicht dieses Jahr, aber vielleicht im Laufe des Nächsten.

Diverse weitere Ideen haben direkt mit meinem Spiel zu tun, weswegen ich mich darüber ausschweigen werde. Allerdings denke ich, dass das gut wird und dass da einiges bei herauskommen wird.

Dichtest Du noch oder minnst Du schon?

Vor ein paar Tagen habe ich mich mal wieder im Chat vom LarpeR.ning herumgetrieben und irgendwie kamen wir auf das Thema Minne.
Ein schönes Thema, leider wird es im Adelsspiel ein wenig vernachlässigt, wie ich finde.

Ich hatte bereits das Glück, beminnt zu werden, wenngleich das auch eine eher merkwürdige Erfahrung war. Mein Charakter jedenfalls fand das ganze eher seltsam, zumal das Gedicht, was ihr da vorgetragen wurde, auch eher vom Krieg handelte.

Egal.

Im Chat wurde von jemandem der Link zu einer Seite gepostet, auf der ich schmachtend Stunden verbringen könnte. Wenn ich doch auch sonst nicht so viel für „Schmalz“ (nicht der für’s Brot, den mag ich) übrig habe, sitze ich bei dieser Seite herzschmelzend und dahinfließend vor’m Rechner und lese. Warum das auf meine „alten“ Tage erst kommt, weiß ich auch nicht, aber diese triefenden Liebesgedichte früherer Minnesänger sind einfach mal der Oberhammer. Da liest man Zeilen von einem Walther von der Vogelweide oder Wolfram von Eschenbach und denkt sich „Scheiße, ist das großartig“.

Es hat sich jemand die Mühe gemacht und hat diese alten Gedichte so umgeschrieben, dass unsereins heutzutage keine Mühen mehr hat, die Dinger vernünftig zu lesen oder zu verstehen (ich kann kein Altmittelhochdeutsch oder wie das auch immer heißen mag).

Ein Gedicht mag ich hier gern teilen. Es heißt „Wintertrost“, stammt aus der Feder von dem Burggraf von Rietenburg (um 1170) und wurde nachgedichtet von Bruno Obermann:

Wintertrost

Die Nachtigall hat ausgesungen,
Ihr heller Sang ist nun verklungen,
Den ich sonst so schön vernommen;
Doch hab‘ ich frohen Mut bekommen.

Er kam von einer Frau mir her,
Von der ich weiche nimmermehr.
Ihr biete treuen Dienst ich an
Und will ihr dienen auch fortan.

Weitere Gedichte findet Ihr in der Sammlung Minnesang. Vielleicht findet sich das ein oder andere Gedicht, dass ein stolzer Ritter einmal einer edlen Dame vortragen möchte. Pro schöne Minne!!

Die hohe Kunst der Minne

So, mal wieder was zum Thema Larp. Ist ja auch lanng genug her, dass ich mal wieder sowas angerissen habe.

Ich hatte am 15.11.2014 meine erste Minne zu Gehör bekommen. Ein interessantes Erlebnis. Vor allem, weil’s zwar aus dem Spiel motiviert war, aber eher aus der Not geboren. Zumindest wurde mir das IT so dargebracht.
Nunja… Frauen, auch im Larp, wollen umworben werden. Das geht am Besten, wenn man sich etwas Mühe (nicht viel, etwas reicht) gibt, um der Dame, die man bezirzen möchte, für diesen einen Moment glauben zu lassen, sie sei die Einzige.

Nachdem ich diesen Gedanken einige Weile in meinem Kopf hin und her bewegt habe, hatte ich spontan ein paar Ideen, was Mann machen könnte, um seiner Angebeteten (oder Umworbenen) genau dies näher zu bringen. Mit ein wenig Vorbereitung kriegt das jeder Kerl hin und ich bin mir fast sicher, dass es viele Damen in den verschiedensten Larpgruppen gibt, die sowas bestimmt nicht abgeneigt sind.

Das Geheimnis ist dabei vermutlich nicht neu und ich bin mir sicher, dass schon Andere auf diese Idee gekommen sind. Aber vielleicht hilft’s ja trotzdem dem einen oder anderen.

Hier ein Beispiel eines Minnetextes, der mir echt gefallen würde:

Sie hat irgendetwas an sich
Ich weiß nicht, was es ist
Aber ich weiß, dass ich ohne sie nicht leben kann
Sie hat eine angenehme Art
Ich weiß nicht, warum
Aber es muss nicht für alles einen Grund geben
 Sie hat ein Lächeln, das mich heilt
Ich weiß nicht, was es ist
Aber ich muss lachen, wenn sie mich verrät
Sie hat einen Art zu reden
Ich weiß nicht, warum
Aber es erheitert mich, wenn wir irgendwo lustwandeln
 Sie kommt zu mir, wenn ich mich schlecht fühle
Inspiriert mich ohne einen Ton zu sagen
Sie berührt mich und mir geht es besser
Sie hat eine Art zu zeigen
Wie ich sie fühlen lasse
Und ich finde die Kraft, noch weitermachen,
Sie strahlt ein Licht aus
Und wo immer sie auch geht
Eine Million Träume von Liebe umgeben sie 

Und wer jetzt genau aufgepasst hat, dem dürfte der Text bekannt vorkommen. Ich hab schlicht den Text eines englischsprachigen Liebesliedes (andere Sprachen funktionieren sicher auch) genommen und den stumpf übersetzt. Ein paar Zeilen habe ich an den larpigen Sprachgebrauch angepasst und ich denke, da kann man sicher noch mehr draus ziehen, aber ich denke, der Ansatz dürfte klar sein.
Es gibt Herren, die sowas ohne Probleme aus dem Ärmel schütteln können und die beneide ich sehr. Ich kann sowas nicht, ich kann nur Melodien spontan entstehen lassen.
Aber der ein oder andere Herr sieht sich mit dieser kleinen Hilfestellung sicher in der Lage, auch schöne Minne für die Eine zu kreieren. Viel Spaß!!