Meine Erlebnisse mit der Bahn

Es ist schon merkwürdig, was der Fortschritt so alles mit sich bringt. Wollte man damals im Mittelalter von Dortmund nach Bochum reisen, gab es eins, was man brauchte: Zeit. Ich denke mal, dass man es mit Reisen über mehrere Tage zu tun hatte, wenn auchm je nach Verkehrsmittel, unterschiedlich lang. Man ging zu Fuß, hatte vielleicht einen Ochsenkarren oder nahm, wenn man es sich leisten konnte, eine Kutsche.
Wenn heute jemand sagte, er wohne in Dortmund und wolle zu Fuß nach Bochum gehen, zeigte man ihm einen Vogel, denn der technische Fortschritt bescherte uns so lustige Dinger mit Rädern drunter. Da wären das Fahrrad, das Motorrad, der Zug, das Auto – um nur ein paar zu nennen. Da eine Fahrt mit dem Fahrrad von Dortmund nach Bochum immernoch nicht wirklich kurz ist und zudem noch der eigenen Muskelkraft bedarf (und der Mensch ist ja so bequem geworden), wählt man eher die motorisierte Variante. Und da ich persönlich zwar ein Fahrrad, aber keinen motorisierten Untersatz mein Eigen nennen darf, fahre ich Bahn. Die Bahn ist zwar nicht so flexibel wie ein eigenes Auto, aber zumindest kann man längere Strecken in recht kurzer Zeit überbrücken. Und so natürlich auch die Distanz zwischen Dortmund und Bochum. Das klappt auch eigentlich recht gut. Klar, Bahnen verspäten sich und fallen auch schonmal aus, dennoch sind sie ein recht zuverlässiges Verkehrsmittel.
Es sei denn, es kommt zu solchen unsäglichen Aktionen wie Bombendrohungen an einem Bahnhof, Suizidversuche auf der Strecke (wobei sich jeder, der einen solchen Versuch starten möchte, darüber im Klaren sein sollte, was er dem Lokführer damit antut), widrige Wetterbedingungen (gern im Herbst die Ausrede, dass Laub auf der Strecke liegt und deswegen die Bahn ausfällt, im Winter sind es die zugefrorenen Oberleitungen und Sommer ist es zu heiß für die Lok) oder Streik.
Und wir haben momentan einen bundesweiten Streik, weil die Bahnmitarbeiter mehr Geld wollen. Naja, wenn ich streike, weil ich mehr Geld will, kriege ich einen Tritt in den Hintern und im schlimmsten Fall die Kündigung… Aber lassen wir das.
Nach den Ärzten und Piloten, die ebenfalls mehr Geld (und bessere Arbeitsbedingungen) gefordert haben, streiken nun also die Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Das bedeutete heute Verspätungen und Ausfälle und ich dachte mir, dass es wohl ganz gut wäre, wenn ich etwas eher losführe, als ich es ormalerweise tue, zumal ich noch einen Abstecher zur Dortmunder Uni machen musste, da ich dort noch Bücher zurückgeben musste.
Man geht also um 12 Uhr zum nahegelegenen S-Bahnhof, da um 12.04 Uhr eigentlich eine Bahn fahren sollte, die mich näher an mein erstes Ziel bringen sollte. Aber es tat sich nichts. Gegen 12.15 Uhr bin ich dann zwei Etwagen tiefer in die U-Bahn eingestiegen, die von dem Streik nicht betroffen ist, und fuhr damit zum Dortmunder HBF.
Dort angekommen stand auch tatsächlich eine S-Bahn bereit, die mich zur Dortmunder Uni bringen sollte. Tja, aber zu früh gefreut. Ich saß gerade in der Bahn und wollte mein Buch auspacken, als die Durchsage kam, dass diese Bahn nicht fahre. Stattdessen hielte auf einem anderen Gleis eine Bahn, die an der Uni vorbei fahre. Also raus aus der ersten Bahn, vom Bahnsteig die Treppe runter, durch den halben Bahnhof, die Treppe am anderen Bahnsteig wieder rauf, bis nach hinten in die hinterste Ecke, weil ja die Gleise da anders angeordnet sind und da im Regen, der dann noch – völlig überflüssig – dazu kam, auf die Bahn gewartet. Und die kam und ich setzte mich hin und wir fuhren los- Hurra!
Ich spielte, aufgrund der wideren Umstände des Streiks, mit dem Gedanken, gleich nach Bochum durchzufahren, aber die ausgeliehenen Bücher mussten ja zurück. Also habe ich schweren Herzens diesen Gedanken verworfen und bin an der Uni 45 Minuten nach dem Start meiner Odyssee angekommen. 45 Minuten für eine Strecke, die ich unter normalen Umständen mit den gleichen Verkehrsmitteln in gut 15 Minuten bewältige. Aber was solls… bIch war ja früh dran.
Fünf Minuten später saß ich dann nach der Bücherrückgabe wieder am Bahnhof und wartete auf die nächste Bahn, die mich nun nach Bochum zur Uni bringen sollte. Oder zumindest zum Hauptbahnhof.
Und ich wartete und wartete… eine halbe Stunde insgesamt.
Halb durchgefroren stieg ich dann endlich in die S-Bahn ein und wieder formte sich ein Gedanke. Es kommt vor, dass ich in Bochum-Langendreer aussteige und dort in den Bus umsteige, der mich dann zur Uni bringt. Da ich heute aber schon genug in der Kälte gewartet hatte, verwarf ich auch diesen Gedankenund stieg am Bochumer HBF in die U-Bahn zur Ruhr-Universität ein. Für diesen Weg hatte ich dann insgesamt eine Stunde gebraucht anstatt der üblichen 30 Minuten. Aber wenigstens war ich pünktlich, damit ich an meiner Veranstaltung teilnehmen konnte.
Aber man startet eine Odyssee, um sie auch wieder zu beenden.
So traf ich mich im Anschluss an meine Veranstaltung noch mit einem guten Freund.
Mittagessen (verspätet) und diverse Gesprächsthemen später fuhr ich dann, wieder mit einer S-Bahn, nach Hause. Diese hatte auch nur 10 Minuten Verspätung und so konnte ich tatsächlich noch meinen Eintrag hier verfassen.
Und irgendwann sind auch die Zeiten des Streikens wieder vorbei. Es lebe der technische Fortschritt 🙂

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