Es ist schon seltsam, welche Rückschlüsse man aus den Äußerungen und Verhaltensweisen mancher Personen ziehen kann.
Interessant wird es immer dann, wenn diese Personen bei anderen eine Verhaltensweise kritisieren, die sie selbst an den Tag legen. Meist sind diese Personen nicht in der Lage, über sich selbst und ihr Verhalten zu reflektieren, sondern übertragen das auf jemand anderen.
Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass diese Menschen das Verhalten, was sie an sich selbst stört, an anderen am Meisten kritisieren ohne das auf sich selbst zu beziehen.
Schön dabei sind für mich immer die Rückschlüsse, die ich ziehen kann, wenn sowas bei mir gemacht wird. Ich mag es, wenn man mich meine Intuition und Beobachtungsgabe betreffend grundlegend unterschätzt. Das macht das Ganze lustiger für mich.
Es ist gut, seine eigenen Unzulänglichkeiten zu kennen und zu versuchen, diese auf seine Art und Weise zu besiegen, zu verdecken oder was auch immer. Ich bin mir über meine Unzulänglichkeiten durchaus im Klaren und kenne die Punkte, an denen ich arbeiten muss.
Lustig wird es dann, wenn jemand eine „vermeintliche“ Unzulänglichkeit von mir zum Anlass für eine Kritik nimmt. Meist trifft dieser Punkt als Unzulänglichkeit nicht zu, sondern liegt einfach daran, dass diese eine Person mit diesem einen Punkt nicht klarkommt. Das liegt meistens dann aber auch daran, dass diese Person dieses Verhalten an sich selbst doof findet und einen Ausweg sucht, sich davon zu befreien. Meist sind es gesellschaftliche Zwänge oder die Erwartungen Anderer, die diese Personen von Änderungen dieses Verhaltens abhalten. Somit wird man sich selbst untreu, weil man der Ansicht ist, es den Anderen recht machen zu müssen. Die Konsistenz der eigenen Persönlichkeit leidet dann darunter und man wirkt unecht. Man spielt eine Rolle, die man eigentlich gar nicht spielen möchte.
Ich habe für mich festgestellt, dass ich, so wie ich bin, schon ziemlich in Ordnung bin. Meine Freunde mögen mich genau so und die, die es nicht tun, sollen es halt lassen. Ich verbiege mich nicht mehr, das hab ich lange Jahre immer wieder getan. Diese Zeiten sind vorbei. Veränderungen im Verhalten oder in der Persönlichkeit sind wichtig, denn sie bedeuten, dass man nicht auf der Stelle tritt, sondern vorwärts kommt. Allerdings müssen diese Veränderungen von selbst und von innen heraus kommen und nicht von außen, weil jemandem eine Verhaltensweise nicht in den Kram passt. Das hat eher was von „ich forme Dich nach meinem Willen“ und nicht von „ich forme mich selbst so, wie ich sein möchte“.
Gebildet ist die in sich selber ruhende, von fremder Meinung unabhängige, allein dem eigenen Innern gehorchende Persönlichkeit.
~ Rudolf Sohm ~