Jahresrückguck 2020

Wie immer ist der Dezember der Monat der Jahresrückblicke und ich nehme mich da dieses Jahr auch nicht aus. Nachdem ich das 2019 nicht gemacht habe, wird es dieses Jahr definitiv Zeit dafür, denn dieses Jahr war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Privat, beruflich, hobbytechnisch, aber auch ganz persönlich war 2020 ein Jahr mit vielen Herausforderungen, Hürden, aber auch Erkenntnis, Wachstum und Ankommen. Aber eins nach dem anderen.

Im Januar habe ich viel genäht, weil ich zu einem unglaublich tollen Larp fahren durfte, das Millennium II. Ich spielte dort eine Toreador-Anarchin, ein Charakter, der mir direkt auf den Leib geschrieben wurde. Ich hatte in meiner Anarchen-Fraktion so unglaublich großartige Mitspieler und vor allem in einer anderen Fraktion einen Mitspieler, der es mir total leicht und angenehm gemacht hat, eine Liebesbeziehung zu spielen. Ich hatte es wirklich selten, dass es von jetzt auf gleich so gut passte und funktionierte. Das war einfach grandios und ich freue mich jetzt bereits auf Teil 3 der Millennium-Reihe.
Ich hab zudem das Kleid für meinen TdV-Charakter Niamh angefangen, wobei mir da ein paar doofe Sachen beim Nähen passiert sind und ich es alles schon in die Ecke pfeffern wollte. Naja, Frustration beim Nähen kennt vermutlich so ziemlich jeder. Das dauert dann zwei drei Tage und dann gehts weiter.
Ich hab vor allem festgestellt, dass ich keine Angst mehr vor Jacken haben muss, denn mein Kostüm sah am Ende ziemlich gut aus (auch wenn ich zwischendrin etwas gepfuscht habe).

Auch im Februar ging’s mit dem Nähen weiter, denn Ende Februar war ein ganzes Wochenende für das Theater der Vampire eingeplant und Niamh brauchte was zum Anziehen.
Ich hab Chiffon zum ersten Mal verarbeitet und weiß da auch, welche Fehler ich gemacht habe. Beim nächsten Mal gibts wieder französische Nähte, weil die bei Chiffon einfach etwas hübscher aussehen, als Overlock-Nähte.
Das TdV-Wochenende selbst fand in Karlsruhe statt und war für’s TdV ein nettes Wochenende, für mich persönlich eher nicht, da sich dort bereits Dinge abzeichnen sollten, die später eskaliert sind. Meine Intuition ist aber da bereits voll angesprungen und am Ende sollte ich doch recht behalten. Meinem Bauchgefühl kann ich halt doch sehr trauen.
Das Kostüm für Niamh ist aber fertig geworden. Ich muss jetzt noch ein paar Sachen daran ändern und ich muss mir angewöhnen, von jedem Kleidungsstück, das ich nähe, erstmal ein Mockup zu erstellen, um es an meine Körpermaße anzupassen.
Dem Kleid fehlen noch ein paar Details, die es noch etwas einzigartiger machen, aber bis ich es das nächste Mal brauche, ist noch Zeit.

Im März sollte eskalieren, was sich im Februar angekündigt hatte. Ich mag da nicht weiter ins Detail gehen, nur sollte ich recht behalten, was meine Wahrnehmung betraf. Ich warf Menschen aus meinem Leben, hieß andere Willkommen.
Der März war außerdem die Zeit des vergriffenen Klopapiers. Wer hätte gedacht, dass Menschen anfangen, Klopapier zu hamstern. Und vor allem, wozu? War ja nicht so, dass Lebensmittelläden geschlossen gewesen wären. Gleiches galt übrigens für Nudeln, Mehl und Hefe. Nunja…
Ich hab weiterhin genäht und Disney+ ist bei mir eingezogen und wurde quasi zu sofort leergesuchtet.

Im April wurden Masken genäht und mein Schneidplotter zog bei mir ein. Eigentlich wollte ich das Gerät, um selbstgenähte Kleidung zu verschönern, doch inzwischen mach ich alles mögliche damit. Ich habe Stoff für Masken damit ausgeschnitten, aber auch Grußkarten und anderes Zeug. Ich hätte nicht gedacht, dass ich da ein Hobby finde, das mir so viel Spaß macht und meine Larp-Sehnsucht so gut kompensieren kann. Ich liebe den Plotter und mache inzwischen Sticker selbst, habe meine Masken beplottet und bastle sehr sehr viel!
Ich habe 8-Bit-Musik für mich entdeckt und hab völlig vergessen, wie nostalgisch das eigentlich ist. Ich bin halt doch ein Kind der 80er. Im April hab ich viel Zeit im Homeoffice verbracht, musste jedoch auch feststellen, dass meine Psyche das nicht so super findet, den gesamten Tag zu Hause zu sitzen. Entsprechend hab ich das wieder geändert und konnte normal im Büro arbeiten.
Im April habe ich zudem sehr sehr viel an meine Mama gedacht. Drei Jahre ist es schon her, dass sie nicht mehr bei uns ist und es ist immer noch schwer, das zu ertragen. Ich glaube, das wird auch schwer bleiben.

Im Mai habe ich mich viel mit dem Larper.Ning beschäftigt. Vor über 13 Jahren gegründet ist es bis heute das einzige soziale Netzwerk, das sich dem Hobby widmet. Nachdem LarpGate verkündet hat, Ende dieses Jahres seine Tore zu schließen, bin ich ganz froh, dass das Larper.Ning nach wie vor da ist. Wir haben dem Ning einen neuen Anstrich verpasst und es auf die neueste Version geupdatet. Dazu kam ein Discord-Server und so nach und nach, wie es die Zeit erlaubt, kommen neue Sachen dazu. Das war die richtige Entscheidung und ich denke, dass das Ning 2021 nochmal neuen Aufschwung erhält. Viele Leute sind genervt von Facebook und es gibt dort gefühlt drei Millionen Gruppen für Larp, allerdings für jedes Thema gefühlt drölfzig Gruppen mit verschiedenen Admins. Der Sinn dahinter erschließt sich mir so gar nicht, vor allem, wenn in vier Flohmarktgruppen immer das gleiche zu lesen ist. Nunja, muss jeder selbst wissen, doch ich persönlich präferiere dann doch die Lösung, wo ich alles auf einmal habe und mich mit der Zielgruppe direkt austauschen kann, ohne mein Anliegen dreitausend Mal posten zu müssen, damit es auch überall ankommt.

Der Juni war für mich ein ganz besonderer Monat, da ich dort etwas erkannt habe, was schon lange da war, ich aber nie so richtig beachtet habe. Erkenntnis steht bei mir in diesem Monat ganz weit oben und diese Erkenntnis brachte unglaublich tolle Menschen mit sich, die ich teils wiedergefunden habe und teils neu fand. Das ist noch immer etwas, was mich seitdem den Rest des Jahres begleitet hat und mich trägt. Ein Puzzleteil, das fehlte, ist an seinen Platz gerückt und ich fühle mich kompletter. Eine ganz wunderbare und heilsame Erfahrung.
Ich hab mich mit meinen Essgewohnheiten auseinander gesetzt und weiß nun, wo meine Hürden liegen. Für 2021 habe ich mir vorgenommen, das wieder mehr zu verfolgen. In 2020 war aufgrund von Stress dafür nicht wirklich Platz. Das wird sich 2021 jedoch ändern. Da bin ich mir sicher.

Im Juli sollte eigentlich ein großes Liverollenspiel stattfinden, was aufgrund der Pandemie-Situation jedoch abgesagt wurde und dementsprechend nicht stattfand. Das war schade, aber definitiv die richtige Entscheidung. Stattdessen gabs einen Urlaub am Niederrhein mit Besuch im Römermuseum in Xanten. Das war sehr beeindruckend und von dort hab ich einen Namen mitgenommen, der mich noch immer nicht loslässt: Alateivia. Wer mag, kann das googlen. Warum der Name mich und ich ihn mitgenommen habe, weiß ich noch nicht. Vielleicht kommt da noch eine Erkenntnis. Doch irgendetwas bedeutet er für mich. Wir werden sehen.
Arbeitstechnisch durfte ich aufgrund zweier Dienstreisen einmal quer durch Deutschland. Einmal Wustermark in Brandenburg und einmal Ingolstadt. Bei meinem Aufenthalt in Wustermark habe ich die Gelegenheit genutzt und einen Ausflug nach Ribbeck im Havelland gemacht. Ja, das aus dem Gedicht von Fontane.

August. Der Monat, in dem ich nullte. Mein Geburtstag jährte sich das 40ste Mal und damit bin ich wohl offiziell alt.
Ich hab dieses Jahr auf die vielen Glückwünsche in den sozialen Medien verzichten wollen und hab meinen Geburtstag versteckt. Das war auch gut so, denn da meine Mutter auf dem gleichen Tag Geburtstag hatte, wollte ich da eh meine Ruhe. Dennoch haben einige sehr liebe Freunde an mich gedacht und es freut mich umso mehr, dass sie das ohne Erinnerung durch Facebook taten.
Ich hab Ende August meinen Job gekündigt, da ich für mich festgestellt habe, dass ein Wechsel dringend nötig war. Das Gespräch mit meinem Chef fiel mir nicht leicht, aber es war der richtige Schritt. Ab hier waren es dann noch drei Monate bis zum Jobwechsel.
Ich hab angefangen zu zeichnen, musste aber feststellen, dass ich Papier dafür nicht mag. Also hab ich es wieder sein gelassen. Allerdings nur kurz.

Im September zog nämlich ein neues iPad inklusive Apple Pen bei mir ein und das digitale Malen und Zeichnen ist einfach mehr mein Ding. Damit ging es besser und ich hab mich da voll reingestürzt.

Im September gab es außerdem einen Urlaub an der Nordsee, der auch dringend nötig war. Ich merkte, wie sehr mich viele Dinge einfach gestresst haben und brauchte das Abschalten einfach. Leider waren die Umstände an der Nordsee nicht so super. Viele Leute hielten sich nicht an die Mindestabstände und glaubten, sie seien das Zentrum der Welt. Das und das Zusehens schlechter werdende Wetter sorgten dann dafür, dass wir etwas früher nach Hause gefahren sind. Auch nicht weiter dramatisch. Nur drinnen sitzen können wir halt auch zu Hause.

Im Oktober hab ich wieder mal was Neues ausprobiert, ich habe gefilzt. Dabei herausgekommen sind kleine Pilze, die nun die Hut meiner Hexe Cerise zieren.
Ich hatte meinen letzten Einsatz in Sachen Dienstreisen und als die Woche rum war, fiel sehr viel Stress von mir ab in dem Wissen, das nicht mehr machen zu müssen.
Ich hab mich mit einem Raspberry Pi auseinander gesetzt und erfolgreich zu Hause einen Pi-Hole aufgesetzt, das mir nun die gesamte doofe Werbung aus Webseiten und Spielen auf dem Handy rausfiltert. Funktioniert sehr gut und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Und neben dem Hut für die Hexe hab ich auch gleich ihre Klamotte bestickt. Auch lange noch nicht fertig, aber bis das nächste Larp kommt, ist auch da noch massig Zeit.

Der November hat Cerise eine neue Tasche beschert, mit der ich im Oktober bereits begonnen hatte. Selbst genäht und bestickt. Ich mag das Teil sehr, vor allem, weil’s so wunderbar zu Cerise passt. Es ist genügend Platz für Kräuter, Tränke sowie das Zauberbuch vorhanden, an dem ich noch immer arbeite.
Mitte des Monats habe ich mich von meinen Arbeitskollegen verabschiedet, denn ich hatte noch Resturlaub und Überstunden, die ich abbauen wollte und musste. Das fiel mir echt nicht leicht, denn die Kollegen waren und sind noch immer ganz tolle Menschen! Und ich bin dankbar für diese tolle Truppe.
Und da ich die Zeit hatte, hab ich wieder viel geplottet. Dieses Mal Weihnachtsdeko, und das, obwohl ich mit Weihnachten eigentlich gar nichts anfangen konnte. Zumindest haben vergangene Erfahrungen dafür gesorgt, dass Weihnachten für mich schwierig ist. Dieses Jahr war’s aber irgendwie anders. Ich habe ein Weihnachtsdorf gebastelt, Deko für die Fenster ausgeschnitten und viel mit dem Plotter gemacht. Ich hab Boxen für Stickgarn geplottet, habe mich mit einer Lichtbox auseinander gesetzt und konnte damit ein tolles Bild erzeugen.
Ich habe wieder vermehrt gelesen, was ich lange vernachlässigt habe und mich nochmal eingehend mit der Methodik des Bullet Journals auseinander gesetzt. Damit hab ich dann auch angefangen, das Bullet Journal für 2021 aufzusetzen.

Und dann war Dezember. Also quasi jetzt. Ich hab meinen neuen Job angetreten und wurde dort mit offenen Armen empfangen. Ich durfte dort sehr viel Wohlwollen und Wertschätzung erfahren, das hat mich teilweise echt sprachlos gemacht. Meine neuen Kollegen sind toll und ich konnte direkt nach der ersten Woche schon feststellen, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Das ist unglaublich toll und eine wirklich sehr schöne Erfahrung.
Ich hab Weihnachtsgedöns zum Verschenken gebastelt und erfreue mich derzeit jeden Tag an den Adventskalendern, die hier so rumstehen.
Heute, also am 20.12. durfte ich Teil eines Wichtelkreises sein, der es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hatte. Das war mit eines der positivsten Erlebnisse in diesem Jahr und ich habe selten so viel Wohlwollen und positive Energien gespürt wie dort. Das war einzigartig und ich bin so unglaublich dankbar dafür, dass ich ein Teil davon sein darf. Ich bin angekommen.
Ein weiteres der positivsten Erlebnisse dieses Jahres ist, last but not least, dass mein Freund bei mir einzieht. Im Grunde ist er das schon, es fehlt nur noch die Ummeldung beim Amt. Auch dafür bin ich dankbar, denn es war länger nicht klar, wo unsere gemeinsame Reise hingehen würde. Doch Stürme legen sich und wir gehen nun gemeinsam unseren Weg Seite an Seite weiter.

Entsprechend kann ich sagen, dass 2020 mir, trotz Corona, sehr viel Positives gebracht hat. Ich hoffe und wünsche, dass 2021 auch so positiv wird.

Vor allem aber wünsche ich allen, die meinen kleinen Blog lesen, ein wunderschönes Yule-Fest, frohe Weihnachten, besinnliche Rauhnächte und ein gutes Ankommen im Jahr 2021!

Ich atme ein, ich raste aus…

Erstmal: NEUES LAYOUT!!! Ich wollte mal wieder was anderes, hab was schickes gefunden und werde das wohl auch erstmal beibehalten, bis ich selbst was gemalt oder gezeichnet habe.

Vor allem aber ist der letzte Beitrag wieder mal viel zu lange her. Ich werde aber gucken, dass sich das tunlichst wieder ändert. Warum? Nun ja…

Zu viel Social Media in den falschen Kanälen mit den falschen Leuten plus zu viel Stress, zwischenmenschlich nicht mehr nur fragwürdiges Verhalten und dauerhaftes Überstrapazieren meiner Nerven und Geduld haben letzte Woche dazu geführt, dass ich einmal ausgerastet bin. Ich hab einmal Tabula Rasa gemacht und quasi zu sofort alle Kanäle dicht gemacht.

Heute und auch in den letzten Tagen merke ich, es war die richtige Entscheidung. Ich muss nicht überall dabei sein, nicht jede Diskussion verfolgen, um immer mitreden zu können. Auf Dauer führt das nur dazu, dass ich meine Mitte verliere und meine Energie für Dinge und Personen aufwende, wo sie verschwendet ist. Dann lieber Rückzug und Ruhe. Leider betrifft das dann auch Personen, die gar nichts dafür können oder daran nicht beteiligt sind. Dennoch ziehe ich es vor, die für mich toxischen Personen und Situationen zu meiden.

Meine Pause führte im Übrigen dazu, dass meine Kreativität wieder kam und Beachtung forderte. Das fühlte sich gut und richtig an und war auch für mich sehr angenehm. Ich konnte Sachen ausprobieren und hab wieder Spaß daran gefunden, zu nähen und zu basteln. Das war durch das alles irgendwie weg und ich freue mich sehr darüber, dass es zurück gekehrt ist.

Doch was lerne ich daraus..? Ich werde wieder verstärkt darauf achten, was ich teile und was nicht. Ich werde einfach wieder privater, teile weniger persönliche Dinge, sondern dann lieber Sachen, die ich gemalt, gebastelt, genäht habe. Und das auch vermehrt wieder im Blog. Dadurch wird’s dann auch eher Bilder im Blog geben und die Beiträge verlinke ich dann entsprechend.

In den nächsten Wochen werde ich nach und nach mal meine Alben auf Facebook durchforsten, Bilder herunterladen und die Bilder offline nehmen. Mein Facebook-Profil wird dadurch ruhiger werden. Dafür teile ich meine kreativen Dinge dann eher auf meiner Facebook-Seite und meinem Instagram-Profil. Letzteres wird auch auf private Dinge durchforstet und auch dort wird vieles offline gehen. Ich werde mich vermehrt darauf konzentrieren, meine Inhalte im Blog zu teilen und die Einträge entsprechend zu verlinken.

Das Einzige, was etwas privater bleibt ist Twitter. Man mag mich nun altbacken und nicht mehr ‚Up to date‘ nennen, aber irgendwie tut mir die Community dort besser, ich lese nicht so viel Blödsinn wie auf Facebook (vor allem in den Kommentarspalten mancher Berichte und Artikel) und fühle mich dort tatsächlich nicht so ‚unter Druck gesetzt‘, mit anderen Postings, Challenges oder irgendwas anderem mithalten zu müssen. Denn auch diese Wettbewerbssituationen sind für mich einfach nicht gut. Man fängt wieder an, sich zu vergleichen, was für den eigenen Selbstwert einfach der letzte Mist ist. Will ich nicht. Ich hab lang genug gebraucht, dieses dauernde Vergleichen sein zu lassen. Da will ich nicht wieder mit anfangen.

Meine Freunde bleiben eh mit mir in Kontakt und erfahren aus nächster Nähe und erster Hand, was Sache ist. Ist mir auch lieber, als das Rausposaunen in die Welt.

Ich glaube, ich werd langsam aber sicher doch irgendwie alt… 😉

Plot nach Plan – oder: wo ist bloß das Spiel geblieben?

Ich war am Wochenende endlich mal wieder als Spieler, genauer gesagt als Cerise Choucroute auf einem Larp unterwegs. Die bretonische Hexe war in der Terra Incognita und hat einem Baum geholfen. Klingt komisch, ist aber so.
Mir ist auf der Veranstaltung aufgefallen, wie sehr sich Larp in den letzten Jahren verändert hat. Vor allem die Spielansätze haben sich, aus meiner Sicht stark verändert. Es geht gar nicht mehr vordergründig um das Spiel, sondern um effizientes Lösen des Plots. Anstatt mit Spielangeboten zu glänzen, die für beide Seiten cool sind, wird lieblos irgendwas angeboten, um voran zu kommen. Wo ist die ganze Kreativität hin?
Ich kann mich gut daran erinnern, dass kreative Spielansätze immer belohnt wurden. Entweder von der Orga/SL oder von den Mitspielern.
Anstatt auf Kreativität zu setzen und allen Anwesenden ein nettes Spielangebot zu generieren, wird plump gehandelt und dann wundern sich Leute, dass daraus nichts wird.

Ich hatte davon als NSC und auch SC in der jüngsten Vergangenheit mehrfach solche Szenen und mag eine von vor zwei Jahren beschreiben, bei der ich als NSC unterwegs war.
Ich hatte einen Gegenstand, eine Träne, die die Spieler benötigten, um etwas zu machen. Diese Träne habe ich mit mir rumgetragen und damit rumgespielt usw. bis man mich ansprach, was ich denn dafür haben wollen würde. Zum Tausch.
Dazu sei gesagt, ich war als Bardin da. Also eine Musikerin, die sich ihren Lebensunterhalt durch Singen in Tavernen verdient. Man könnte also annehmen, dass ich jetzt nicht so unbedingt auf klirrende Münzen angewiesen bin.
Das erste Angebot, das ich erhielt, war… *trommelwirbel*…. 1 Silber. Und der Spieler meinte das damals tatsächlich ernst. Ich hab mich wirklich gefragt, warum das so unkreativ war. Es gibt doch zig Möglichkeiten, etwas anderes als Münzen zum Tausch anzubieten. Ich bin auf diesen Handel auch nicht eingegangen, weil ich das wirklich zu plump fand. Am Ende tauschte ich die Träne gegen eine kleine Flasche Schnaps. Das war zumindest ein etwas schöneres Angebot.
Jetzt am Wochenende habe ich einen Gegenstand gefunden, den wir für den Plot unbedingt brauchten. Ich hätte auch Geld bieten können, fand ich aber doof. Ich hab stattdessen die einzige Waffe zum Tausch angeboten, die ich hatte: mein Messer. Und ich war in der glücklichen Position, den Gegenstand am Ende zurück geben zu können, was ich dem NSC auch versprochen hatte. Ein anderer Spieler wollte diesen Gegenstand von mir haben und bot mir…. *trommelwirbel*… 1 Silber. Kein Witz.

Warum ist das so? Ist das irgendwie aus dem realen Leben isn Larp geschwappt, dass man mit Geld alles erreichen kann? Ich finde das bedauerlich. Dabei kommt doch kein schönes Spiel zustande. Wenn ich Geld gegen Ware tauschen will, gehe ich einkaufen. Auch auf einem Larp. Meistens ist irgendwo ein Händler zugegen, der Kleinzeug gegen Münzen verkauft.
Warum aber geben sich Mitspieler so wenig Mühe, ihren Mitspielern ein schönes Erlebnis zu bescheren? Hat sich das Larp so in Richtung Effizienz verändert, dass es, wie bei den Computer-Spielen, nur darum geht, eine Station nach der anderen abzuarbeiten, um dann am Ende eine Belohnung zu kassieren? Ich finde das schade, wirklich.
Es gibt doch so viele Möglichkeiten mehr und im Grunde berauben wir uns dieser Möglichkeiten, wenn wir nur mit plumpen Angeboten an unsere Mitspieler herantreten.

Was ist Eure Wahrnehmung? Hat sich das Larp tatsächlich so verändert oder sehe das nur ich so?

Stille und Neues

Es war lange still im Blog. Warum? Weil ich zu viel andere Sachen um die Ohren hatte, die meine Aufmerksamkeit erforderten und andere Sachen dafür einfach hinten runter gefallen sind. Ich hab Erfahrungen gesammelt, auf die ich lieber verzichtet hätte und hab mich insgesamt eher zurück gezogen und mich auf das konzentriert, was mir wichtig ist.

Ich hab mir selbst Gutes getan, mich damit beschäftigt, was mich glücklich macht und neue Dinge ausprobiert.

Eines dieser neuen Dinge ist ein Bullet Journal. Davon mag ich etwas mehr erzählen, da es mir den Alltag erleichtert und dazu beiträgt, wichtige Sachen nicht aus dem Fokus zu verlieren.

Was ist das überhaupt? In erster Linie ist Bullet Journaling eine Methode. Sie soll dazu beitragen, seine Zeit besser und effektiver zu nutzen und damit produktiver zu werden. Es ist eine analoge Methode. Das heißt: offline, per Hand in ein Notizbuch schreiben.

Der Author der Methode, Ryder Carroll, hat ein sehr anschauliches Video erstellt, wie man ein Bullet Journal führt:

Ich führe mein Bullet Journal seit April, bin also noch recht neu mit der Methode unterwegs, aber ich habe jetzt schon festgestellt, dass mein Bullet Journal mir dabei hilft, mich nicht zu verzetteln, Ideen festzuhalten und mich kreativ auszutoben.

Ich bin dabei lange nicht so bunt unterwegs, wie Andere. Es gibt Leute, die gestalten jede Woche ganz wunderbare Seiten mit sehr viel Liebe zum Detail. Dafür möchte ich meine Zeit nicht aufwenden. Ich beschränke mich auf wenige Verzierungen mit Stickern oder Washi-Tape. Ich hab durchaus bunte Seiten in meinem Journal, aber es überwiegen eher minimalistische Seiten.

Mein Bullet Journal ist für mich das Auffangbecken aller Dinge, die mir so im Kopf rumgehen. Dazu gehören Termine und Aufgaben, aber auch Gedanken und Ideen, die ich habe. Mir geht nichts verloren und ich finde durch den Index am Anfang alles sofort wieder. Damit muss ich mich nicht an alles erinnern, sondern kann mich auf das konzentrieren, was ich gerade tue. Vor allem aber entschleunigt es meinen Alltag. Ich muss mich nicht dauernd daran erinnern, etwas nicht vergessen zu dürfen, sondern schreibe es nieder und ziehe es damit aus meinem Kopf. Dass ich den Gedanken nicht vergesse, dafür sorgt mein Bullet Journal.

Derzeit schreibe ich Notizen zu einem Java-Kurs, den ich absolviere, hinein, um ein kleines, für mich passendes Nachschlagewerk zu haben, falls ich es brauche. Ich habe dort aber auch Plot-Ideen notiert, die ich für eine Veranstaltung nächstes Jahr nutzen möchte. Die Plot-Ideen müssen noch ausführlicher formuliert werden, da dies aber in einem anderen System passiert, reichen mir hier Stichworte. Das reicht aus, um im Anschluss einen schönen Plot auszuformulieren.

Das Schöne am Bullet Journal ist, dass es nichts gibt, was nicht geht. Ich habe mich am Anfang mit einer Monatsübersicht und den sog. Dailies beschäftigt, was ok war. Ich hatte zwei Tracker und habe Erinnerungen und Ideen gesammelt. Im Mai hab ich die Dailies auf Wochenübersichten umgestellt und musste feststellen, dass das für mich nicht funktioniert. Ich brauche es, die Aufgaben, die ich mir für den Monat gestellt habe, in täglichen Abschnitten zu sammeln. Vor allem habe ich in der Wochenübersicht keine Dinge festgehalten, die passiert sind, die ich aber nicht geplant hatte. Das werde ich für Juni ändern und mich wieder auf die Dailies konzentrieren.

Was ich auch festgestellt habe: ich brauche keine herkömmliche Monatsübersicht. Meine Termine halte ich dann doch eher im Kalender meines Handys fest. Allerdings trage ich wichtige Termine, die ich frühzeitig kenne und nicht vergessen möchte, ins Future Log ein und übertrage sie dann in die Monatsübersicht. Funktioniert auch ganz wunderbar und ist eine schöne Ergänzung zum Kalender.

Ich bin noch immer am Entdecken und ausprobieren, aber vor allem lese ich gerade das Buch „Die Bullet-Journal-Methode“ von Ryder Carroll und habe ganz viele Aha-Effekte. Vieles davon möchte ich im Juni nutzen und ich kann es kaum erwarten, den neuen Monat anzufangen.

Nutzt Ihr denn auch ein Bullet Journal oder seid Ihr neugierig geworden und wollt es selbst mal ausprobieren? Hinterlasst mir doch gern einen Kommentar 🙂

Loslassen – oder: Warum man manche Dinge auf sich beruhen lassen muss

Es gibt so Episoden im Leben, da fragt man sich, warum man sich manche Dinge oder auch Menschen antut. Und man verbeißt sich, bewegt Gedanken im Kopf herum und kriegt die Situation nicht gelöst. Einerseits, weil man selbst wenig bis nichts dagegen tun kann und andererseits, weil eine solche Situation meist mit gewissen Ungerechtigkeiten einher geht.

Ich befinde mich aktuell in einer solchen Situation. Es gibt Dinge und Verhaltensweisen, über die ich mich ärgere, weil sie unfair sind. Es findet keine verbale Kommunikation statt. Aber wer Watzlawik kennt, weiß, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Und da ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin (und sowas aus der Vergangenheit bereits kenne), weiß ich, welches Spiel gespielt wird. Einzelne Personen oder kleinere Gruppen werden geschnitten und von vielen Dingen, die Mehrere betreffen, absichtlich durch Fehl- oder Nichtkommunikation ferngehalten. Erklärungen gibt es keine, sondern nur dieses Verhalten.

Sowas ärgert mich, weil’s unnötig ist. Vor allem aber ist es feige, da man sich so einer möglichen Konfliktsituation entzieht und damit auch einer etwaigen Rechtfertigung. Anstatt eine Klärung herbei zu führen, wird ein Konflikt geschürt, den es gar nicht geben müsste.

In der Arbeitswelt oder in der Schule würde man sowas übrigens wohl als Mobbing bezeichnen.

Ich hab mehrere Erfahrungen mit Mobbing durch, aber deswegen ist es trotzdem nicht einfacher. Allerdings bin ich inzwischen älter und vielleicht etwas klüger, als dass ich mich davon derart aus der Bahn werfen lassen würde, wie das früher mal der Fall war. Ich kenne die Mechanismen, aber vor allem weiß ich, was das über Personen aussagt, die mobben. Da ich allerdings keine psychologischen Profile erstelle, sondern nur meinen gesunden Menschenverstand verwende und den Austausch mit vielen wunderbaren Menschen, die mir immer wieder den Rücken stärken, pflege, soll das hier als Aussage ausreichen. Und wem der Schuh passen mag, darf sich ihn gern anziehen.

Warum ich mir die Mühe mache und darüber blogge? Ich habe heute bei den Teilzeithelden einen wunderbaren Artikel über Gruppendynamik gelesen (bitte mal hier schauen: https://www.teilzeithelden.de/2018/10/15/gruppendynamik-im-larp/

Dieser Artikel hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Gruppen sich verändern. In jeglicher Form. Mal durch Eigendynamik und mal durch gezielte Steuerung der Gruppe durch die sog. Anführer. Gruppen verändern sich, weil Menschen sich verändern. Oder eben auch nicht. Menschen entwickeln sich und ihre Horizonte oder sie bleiben darin verhaftet, wo sie stehen. Es soll Menschen geben, die Entwicklung fürchten. Ist ja auch bequemer, da stehen zu bleiben, wo man grade ist.

Ich finde Stillstand sehr doof und mag Entwicklung und Fortschritt. Der Artikel hat mich daran erinnert, dass es manchmal an der Zeit ist, dem Stillstand zu überwinden und weiter zu gehen. Sich nicht mehr an etwas zu klammern, was so nicht mehr funktionieren wird. Das ist gut und völlig in Ordnung. Raus aus der inzwischen unbequem gewordenen Komfortzone und rein ins nächste Abenteuer!

Grade dieses Jahr hat sich in der Hinsicht so viel getan, dass ich meine eigene kleine Gruppe habe, mit der ich unterwegs sein kann. Das sind alles Freunde, mit denen ich gern meine Freizeit verbringe. Da merkt man dann doch, dass man auf manche Gruppen gar nicht angewiesen ist, sondern sich auch ohne Zank, Ärger und Mobbing auf Larps bewegen kann.

Dazu kommen jedes Jahr neue Bekanntschaften, während sich die alten verfestigen. Es tun sich grade so viele schöne Möglichkeiten in diesem wunderbaren Hobby auf, dass ich gar nich weiß, warum ich mich eigentlich geärgert habe.

Loslassen tut manchmal dann doch ganz gut.