Es gibt Dinge, die passieren und gegen die man wenig bis nichts ausrichten kann. Da sind Gegenstände, die durch täglichen Gebrauch kaputt gehen. Das stimmt uns im ersten Moment vielleicht traurig, doch dann gibt es Möglichkeiten, sich einen Ersatz zu suchen.
Diese Möglichkeit bietet sich nicht bei Menschen. Zumindest für mich nicht.
Bestes Beispiel und für mich nach wie vor am präsentesten: der Verlust meiner Mutter. Es tut mir seelisch und sogar körperlich weh, wenn ich daran denke. Mir schmerzen Herz und Rücken und fast augenblicklich habe ich Tränen in den Augen, wenn ich an sie denke. Sie fehlt. Und wird es immer. Damit muss ich leben und lernen, damit umzugehen.
Dann gibt es die Menschen, von denen man einfach so enttäuscht ist, dass im Grunde nichts anderes bleibt, als sie loszulassen, obwohl man eigentlich dachte, es gäbe eine gemeinsame Basis. Die Enttäuschung beruht dann auf Verhaltensweisen oder der Art von Kommunikation, die für mich einfach komplett nicht zum Gesamtbild passen, dass eine Dissonanz entsteht. Diese Dissonanz irritiert mich so sehr, dass für mich zwei Möglichkeiten bleiben, damit umzugehen: entweder versuche ich, diesen Menschen zu verstehen und die Dissonanz aufzulösen oder ich setze keinerlei Energie mehr ein und lasse los.
Der erste Fall tritt häufig dann ein, wenn ich glaube, dieser Mensch ist es mir wert, ihn besser zu verstehen. Dann suche ich Gespräche, versuche in kleinen Details Dinge zu erkennen, die Andere vielleicht nicht sehen und gebe mir Mühe, mich auf diesen Menschen einzulassen.
Der zweite Fall ist die Konsequenz, wenn ich merke, dass dieser Mensch von mir viel bekommt (Aufmerksamkeit, Beachtung, Respekt), davon aber nichts zurück kommt. Das ärgert mich auf einer sehr persönlichen Ebene. Nicht weil ich erwarte, genauso viel Energie zurück zu bekommen, wie ich gegeben habe, sondern weil die Dinge, die ich tue, als selbstverständlich angesehen werde. Vieles tue ich freiwillig und gern, weil ich Spaß dran habe und jemandem eine Freude machen möchte. Es macht mir nichts aus und ich freue mich, wenn sich jemand anders darüber freut. Wenn ich dann aber feststelle, dass nichtmal ein ‚Danke‘ kommt oder jemand irgendwas Gegeben sieht und voraussetzt, dass es da ist, ziehe ich mich zurück. Häufig geht das mit einer vorangegangenen Respektlosigkeit einher, die ich schlicht nicht bereit bin zu akzeptieren.
In solchen Fällen bin ich recht schnell weg. Das ist eine Konsequenz meines Selbstschutzes, aber vor allem auch des Respekts mir selbst gegenüber.
Ja, auch das tut weh. Sehr sogar. Für mich hängt an jedem einzelnen Menschen in meinem Umfeld eine persönliche Beziehung, die mir viel bedeutet. Diese Seile zu kappen verlangt mir viel ab, denn es ist für mich immer ein Abschied. Abschiede tun mir körperlich weh. Ich mag sie nicht und doch sind sie ein notwendiges Übel im Leben. Ich werde noch viele Abschiede vor mir haben, aber gewöhnen werde ich mich daran wohl nie.
Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht.
~ Christian Friedrich Hebbel ~