Es gibt, grade in letzter Zeit, Tage, an denen ich oft drüber nachdenke, wer und wie ich eigentlich bin. Damit meine ich jetzt nicht so „profane“ Sachen wie Name, Alter, Geschlecht, Wohnort usw. Mir geht’s dabei eher um die Eigenschaften, Stärken, aber auch Schwächen, die mich ausmachen und damit meine Persönlichkeit.
Was macht mich zu der Person, die ich bin? Was ist daran gut, was schlecht? Was sollte ich ausbauen und woran muss ich arbeiten?
Ich bin derzeit viel unterwegs und umgebe mich mit vielen, sehr unterschiedlichen, aber jeder auf seine Art tollen Menschen. Ich unterhalte mich viel, man erzählt sich Episoden aus der Vergangenheit und bringt sich gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge. Dazu kommen dann die Gespräche, die etwas in die Tiefe gehen. Verhaltensweisen oder Situationen, aus denen man persönlich viel mitgenommen hat, werden angesprochen, reflektiert und unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.
Aus all diesen Gesprächen versuche ich etwas für mich mitzunehmen, um für mich persönlich daraus etwas mitzunehmen und draus zu lernen.
Und da sich diese Gespräche in letzter Zeit häufen, habe ich den rein subjektiven Eindruck, dass mein Gehirn mehr arbeitet als es früher der Fall war. Finde ich gut, da ich so merke, dass ich nicht auf der Stelle trete, sondern weiterkomme. Angst vor diesem Weiterkommen, diesen Veränderungen habe ich nicht, denn ich finde für mich, dass mir das gut tut und mich mit den Menschen zusammen bringt, die wiederum mich weiterbringen und denen ich hoffentlich auch etwas mitgebe.
Dennoch stellt sich immer noch die Frage, was es genau ist, was mich ausmacht und was andere in mir sehen, sehen wollen oder auch nicht sehen.
Für mich steht fest: ich bin definitiv nicht perfekt. Ich werde es auch nie sein. Das muss ich aber auch nicht. Solange ich mit mir selbst im Gleichgewicht bin und meine innere Ruhe bewahren kann, ist alles in Ordnung.
Meine innere Ruhe kehrt nach und nach zurück. Nachdem ich einmal ganz gehörig aus dem Gleichgewicht geraten war, konnte ich mich mit Hilfe ganz vieler toller Menschen wieder fangen und – und das ist das Wichtigste – neu orientieren und sortieren. Ich habe Werte hinterfragt, nach denen ich lange gelebt habe und für mich als nicht weiter erstrebenswert erkannt habe. Diese habe ich hinter mir gelassen und für mich etwas Neues definiert.
Wer bin ich eigentlich?
Dennoch, die Frage bleibt: was macht mich aus?
Ich habe zurück geschaut in meine Vergangenheit, auf die Menschen, die mich begleitet haben oder immer noch begleiten, was mir jeder einzelne von ihnen bedeutet. Ich habe festgestellt, dass ich viele Menschen in meinem Leben bereits kennenlernen durfte. Die Einen sind bis heute geblieben, andere sind andere Wege gegangen, die sich von meinem entfernt haben. Und jeder hat auf seine Art mein Leben und meine Persönlichkeit beeinflusst. Jeder hat etwas dazu beigetragen, dass ich heute die bin, die ich bin. Und ich freue mich jetzt schon auf die vielen Menschen, die noch kommen und ebenfalls Einfluss haben werden. Egal ob positiv oder negativ: jeder Einfluss ist sinnvoll, da ich dadurch etwas über mich selbst lerne. Aber das ist lange nicht alles. Denn es sind nicht nur die Einflüsse von außen, die wichtig sind, sondern auch das, was ich daraus für mich mitnehme und mache.
Doch es sind auch nicht nur Einflüsse und Gedanken, sondern auch das, was ich selbst mitbringe. Die Eigenschaften, die man an mir schätzt oder auch nicht. Doch welche sind das? Ist es überhaupt an mir, diese Beschreibung in Angriff zu nehmen?
Ich glaube, ich kann zwar für mich selbst eine Beschreibung in meinem Kopf erstellen, aber es ist nicht an mir, so etwas öffentlich zu machen. Es ist gut, seine Stärken und Schwächen zu kennen, aber es ist nicht an mir, dies zu beschreiben. Das können die, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, die mich mögen oder auch nicht, mit denen ich ein Stück Lebensweg beschreite, einfach sehr viel besser.
Ich belasse es daher dabei: Ich bin einfach ich. Ich bin nicht perfekt, ich habe, wie jeder andere, meine Ecken, Kanten und Macken. Ich habe gute Eigenschaften, die man an mir schätzt und schlechte, an denen man sich reibt. Wichtig ist einfach nur, dass ich mir treu bleibe. Und ich denke, dass ich das ganz gut hinbekomme.
Das Ich kann nie sich selbst abstrahieren. Das Ich kann durch keine Reflexion erschöpft werden, alles im Ich ist nur Entwicklung im Ich.
~ Friedrich von Schlegel ~