Jahresrückguck 2020

Wie immer ist der Dezember der Monat der Jahresrückblicke und ich nehme mich da dieses Jahr auch nicht aus. Nachdem ich das 2019 nicht gemacht habe, wird es dieses Jahr definitiv Zeit dafür, denn dieses Jahr war in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Privat, beruflich, hobbytechnisch, aber auch ganz persönlich war 2020 ein Jahr mit vielen Herausforderungen, Hürden, aber auch Erkenntnis, Wachstum und Ankommen. Aber eins nach dem anderen.

Im Januar habe ich viel genäht, weil ich zu einem unglaublich tollen Larp fahren durfte, das Millennium II. Ich spielte dort eine Toreador-Anarchin, ein Charakter, der mir direkt auf den Leib geschrieben wurde. Ich hatte in meiner Anarchen-Fraktion so unglaublich großartige Mitspieler und vor allem in einer anderen Fraktion einen Mitspieler, der es mir total leicht und angenehm gemacht hat, eine Liebesbeziehung zu spielen. Ich hatte es wirklich selten, dass es von jetzt auf gleich so gut passte und funktionierte. Das war einfach grandios und ich freue mich jetzt bereits auf Teil 3 der Millennium-Reihe.
Ich hab zudem das Kleid für meinen TdV-Charakter Niamh angefangen, wobei mir da ein paar doofe Sachen beim Nähen passiert sind und ich es alles schon in die Ecke pfeffern wollte. Naja, Frustration beim Nähen kennt vermutlich so ziemlich jeder. Das dauert dann zwei drei Tage und dann gehts weiter.
Ich hab vor allem festgestellt, dass ich keine Angst mehr vor Jacken haben muss, denn mein Kostüm sah am Ende ziemlich gut aus (auch wenn ich zwischendrin etwas gepfuscht habe).

Auch im Februar ging’s mit dem Nähen weiter, denn Ende Februar war ein ganzes Wochenende für das Theater der Vampire eingeplant und Niamh brauchte was zum Anziehen.
Ich hab Chiffon zum ersten Mal verarbeitet und weiß da auch, welche Fehler ich gemacht habe. Beim nächsten Mal gibts wieder französische Nähte, weil die bei Chiffon einfach etwas hübscher aussehen, als Overlock-Nähte.
Das TdV-Wochenende selbst fand in Karlsruhe statt und war für’s TdV ein nettes Wochenende, für mich persönlich eher nicht, da sich dort bereits Dinge abzeichnen sollten, die später eskaliert sind. Meine Intuition ist aber da bereits voll angesprungen und am Ende sollte ich doch recht behalten. Meinem Bauchgefühl kann ich halt doch sehr trauen.
Das Kostüm für Niamh ist aber fertig geworden. Ich muss jetzt noch ein paar Sachen daran ändern und ich muss mir angewöhnen, von jedem Kleidungsstück, das ich nähe, erstmal ein Mockup zu erstellen, um es an meine Körpermaße anzupassen.
Dem Kleid fehlen noch ein paar Details, die es noch etwas einzigartiger machen, aber bis ich es das nächste Mal brauche, ist noch Zeit.

Im März sollte eskalieren, was sich im Februar angekündigt hatte. Ich mag da nicht weiter ins Detail gehen, nur sollte ich recht behalten, was meine Wahrnehmung betraf. Ich warf Menschen aus meinem Leben, hieß andere Willkommen.
Der März war außerdem die Zeit des vergriffenen Klopapiers. Wer hätte gedacht, dass Menschen anfangen, Klopapier zu hamstern. Und vor allem, wozu? War ja nicht so, dass Lebensmittelläden geschlossen gewesen wären. Gleiches galt übrigens für Nudeln, Mehl und Hefe. Nunja…
Ich hab weiterhin genäht und Disney+ ist bei mir eingezogen und wurde quasi zu sofort leergesuchtet.

Im April wurden Masken genäht und mein Schneidplotter zog bei mir ein. Eigentlich wollte ich das Gerät, um selbstgenähte Kleidung zu verschönern, doch inzwischen mach ich alles mögliche damit. Ich habe Stoff für Masken damit ausgeschnitten, aber auch Grußkarten und anderes Zeug. Ich hätte nicht gedacht, dass ich da ein Hobby finde, das mir so viel Spaß macht und meine Larp-Sehnsucht so gut kompensieren kann. Ich liebe den Plotter und mache inzwischen Sticker selbst, habe meine Masken beplottet und bastle sehr sehr viel!
Ich habe 8-Bit-Musik für mich entdeckt und hab völlig vergessen, wie nostalgisch das eigentlich ist. Ich bin halt doch ein Kind der 80er. Im April hab ich viel Zeit im Homeoffice verbracht, musste jedoch auch feststellen, dass meine Psyche das nicht so super findet, den gesamten Tag zu Hause zu sitzen. Entsprechend hab ich das wieder geändert und konnte normal im Büro arbeiten.
Im April habe ich zudem sehr sehr viel an meine Mama gedacht. Drei Jahre ist es schon her, dass sie nicht mehr bei uns ist und es ist immer noch schwer, das zu ertragen. Ich glaube, das wird auch schwer bleiben.

Im Mai habe ich mich viel mit dem Larper.Ning beschäftigt. Vor über 13 Jahren gegründet ist es bis heute das einzige soziale Netzwerk, das sich dem Hobby widmet. Nachdem LarpGate verkündet hat, Ende dieses Jahres seine Tore zu schließen, bin ich ganz froh, dass das Larper.Ning nach wie vor da ist. Wir haben dem Ning einen neuen Anstrich verpasst und es auf die neueste Version geupdatet. Dazu kam ein Discord-Server und so nach und nach, wie es die Zeit erlaubt, kommen neue Sachen dazu. Das war die richtige Entscheidung und ich denke, dass das Ning 2021 nochmal neuen Aufschwung erhält. Viele Leute sind genervt von Facebook und es gibt dort gefühlt drei Millionen Gruppen für Larp, allerdings für jedes Thema gefühlt drölfzig Gruppen mit verschiedenen Admins. Der Sinn dahinter erschließt sich mir so gar nicht, vor allem, wenn in vier Flohmarktgruppen immer das gleiche zu lesen ist. Nunja, muss jeder selbst wissen, doch ich persönlich präferiere dann doch die Lösung, wo ich alles auf einmal habe und mich mit der Zielgruppe direkt austauschen kann, ohne mein Anliegen dreitausend Mal posten zu müssen, damit es auch überall ankommt.

Der Juni war für mich ein ganz besonderer Monat, da ich dort etwas erkannt habe, was schon lange da war, ich aber nie so richtig beachtet habe. Erkenntnis steht bei mir in diesem Monat ganz weit oben und diese Erkenntnis brachte unglaublich tolle Menschen mit sich, die ich teils wiedergefunden habe und teils neu fand. Das ist noch immer etwas, was mich seitdem den Rest des Jahres begleitet hat und mich trägt. Ein Puzzleteil, das fehlte, ist an seinen Platz gerückt und ich fühle mich kompletter. Eine ganz wunderbare und heilsame Erfahrung.
Ich hab mich mit meinen Essgewohnheiten auseinander gesetzt und weiß nun, wo meine Hürden liegen. Für 2021 habe ich mir vorgenommen, das wieder mehr zu verfolgen. In 2020 war aufgrund von Stress dafür nicht wirklich Platz. Das wird sich 2021 jedoch ändern. Da bin ich mir sicher.

Im Juli sollte eigentlich ein großes Liverollenspiel stattfinden, was aufgrund der Pandemie-Situation jedoch abgesagt wurde und dementsprechend nicht stattfand. Das war schade, aber definitiv die richtige Entscheidung. Stattdessen gabs einen Urlaub am Niederrhein mit Besuch im Römermuseum in Xanten. Das war sehr beeindruckend und von dort hab ich einen Namen mitgenommen, der mich noch immer nicht loslässt: Alateivia. Wer mag, kann das googlen. Warum der Name mich und ich ihn mitgenommen habe, weiß ich noch nicht. Vielleicht kommt da noch eine Erkenntnis. Doch irgendetwas bedeutet er für mich. Wir werden sehen.
Arbeitstechnisch durfte ich aufgrund zweier Dienstreisen einmal quer durch Deutschland. Einmal Wustermark in Brandenburg und einmal Ingolstadt. Bei meinem Aufenthalt in Wustermark habe ich die Gelegenheit genutzt und einen Ausflug nach Ribbeck im Havelland gemacht. Ja, das aus dem Gedicht von Fontane.

August. Der Monat, in dem ich nullte. Mein Geburtstag jährte sich das 40ste Mal und damit bin ich wohl offiziell alt.
Ich hab dieses Jahr auf die vielen Glückwünsche in den sozialen Medien verzichten wollen und hab meinen Geburtstag versteckt. Das war auch gut so, denn da meine Mutter auf dem gleichen Tag Geburtstag hatte, wollte ich da eh meine Ruhe. Dennoch haben einige sehr liebe Freunde an mich gedacht und es freut mich umso mehr, dass sie das ohne Erinnerung durch Facebook taten.
Ich hab Ende August meinen Job gekündigt, da ich für mich festgestellt habe, dass ein Wechsel dringend nötig war. Das Gespräch mit meinem Chef fiel mir nicht leicht, aber es war der richtige Schritt. Ab hier waren es dann noch drei Monate bis zum Jobwechsel.
Ich hab angefangen zu zeichnen, musste aber feststellen, dass ich Papier dafür nicht mag. Also hab ich es wieder sein gelassen. Allerdings nur kurz.

Im September zog nämlich ein neues iPad inklusive Apple Pen bei mir ein und das digitale Malen und Zeichnen ist einfach mehr mein Ding. Damit ging es besser und ich hab mich da voll reingestürzt.

Im September gab es außerdem einen Urlaub an der Nordsee, der auch dringend nötig war. Ich merkte, wie sehr mich viele Dinge einfach gestresst haben und brauchte das Abschalten einfach. Leider waren die Umstände an der Nordsee nicht so super. Viele Leute hielten sich nicht an die Mindestabstände und glaubten, sie seien das Zentrum der Welt. Das und das Zusehens schlechter werdende Wetter sorgten dann dafür, dass wir etwas früher nach Hause gefahren sind. Auch nicht weiter dramatisch. Nur drinnen sitzen können wir halt auch zu Hause.

Im Oktober hab ich wieder mal was Neues ausprobiert, ich habe gefilzt. Dabei herausgekommen sind kleine Pilze, die nun die Hut meiner Hexe Cerise zieren.
Ich hatte meinen letzten Einsatz in Sachen Dienstreisen und als die Woche rum war, fiel sehr viel Stress von mir ab in dem Wissen, das nicht mehr machen zu müssen.
Ich hab mich mit einem Raspberry Pi auseinander gesetzt und erfolgreich zu Hause einen Pi-Hole aufgesetzt, das mir nun die gesamte doofe Werbung aus Webseiten und Spielen auf dem Handy rausfiltert. Funktioniert sehr gut und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Und neben dem Hut für die Hexe hab ich auch gleich ihre Klamotte bestickt. Auch lange noch nicht fertig, aber bis das nächste Larp kommt, ist auch da noch massig Zeit.

Der November hat Cerise eine neue Tasche beschert, mit der ich im Oktober bereits begonnen hatte. Selbst genäht und bestickt. Ich mag das Teil sehr, vor allem, weil’s so wunderbar zu Cerise passt. Es ist genügend Platz für Kräuter, Tränke sowie das Zauberbuch vorhanden, an dem ich noch immer arbeite.
Mitte des Monats habe ich mich von meinen Arbeitskollegen verabschiedet, denn ich hatte noch Resturlaub und Überstunden, die ich abbauen wollte und musste. Das fiel mir echt nicht leicht, denn die Kollegen waren und sind noch immer ganz tolle Menschen! Und ich bin dankbar für diese tolle Truppe.
Und da ich die Zeit hatte, hab ich wieder viel geplottet. Dieses Mal Weihnachtsdeko, und das, obwohl ich mit Weihnachten eigentlich gar nichts anfangen konnte. Zumindest haben vergangene Erfahrungen dafür gesorgt, dass Weihnachten für mich schwierig ist. Dieses Jahr war’s aber irgendwie anders. Ich habe ein Weihnachtsdorf gebastelt, Deko für die Fenster ausgeschnitten und viel mit dem Plotter gemacht. Ich hab Boxen für Stickgarn geplottet, habe mich mit einer Lichtbox auseinander gesetzt und konnte damit ein tolles Bild erzeugen.
Ich habe wieder vermehrt gelesen, was ich lange vernachlässigt habe und mich nochmal eingehend mit der Methodik des Bullet Journals auseinander gesetzt. Damit hab ich dann auch angefangen, das Bullet Journal für 2021 aufzusetzen.

Und dann war Dezember. Also quasi jetzt. Ich hab meinen neuen Job angetreten und wurde dort mit offenen Armen empfangen. Ich durfte dort sehr viel Wohlwollen und Wertschätzung erfahren, das hat mich teilweise echt sprachlos gemacht. Meine neuen Kollegen sind toll und ich konnte direkt nach der ersten Woche schon feststellen, dass wir auf der gleichen Wellenlänge liegen. Das ist unglaublich toll und eine wirklich sehr schöne Erfahrung.
Ich hab Weihnachtsgedöns zum Verschenken gebastelt und erfreue mich derzeit jeden Tag an den Adventskalendern, die hier so rumstehen.
Heute, also am 20.12. durfte ich Teil eines Wichtelkreises sein, der es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hatte. Das war mit eines der positivsten Erlebnisse in diesem Jahr und ich habe selten so viel Wohlwollen und positive Energien gespürt wie dort. Das war einzigartig und ich bin so unglaublich dankbar dafür, dass ich ein Teil davon sein darf. Ich bin angekommen.
Ein weiteres der positivsten Erlebnisse dieses Jahres ist, last but not least, dass mein Freund bei mir einzieht. Im Grunde ist er das schon, es fehlt nur noch die Ummeldung beim Amt. Auch dafür bin ich dankbar, denn es war länger nicht klar, wo unsere gemeinsame Reise hingehen würde. Doch Stürme legen sich und wir gehen nun gemeinsam unseren Weg Seite an Seite weiter.

Entsprechend kann ich sagen, dass 2020 mir, trotz Corona, sehr viel Positives gebracht hat. Ich hoffe und wünsche, dass 2021 auch so positiv wird.

Vor allem aber wünsche ich allen, die meinen kleinen Blog lesen, ein wunderschönes Yule-Fest, frohe Weihnachten, besinnliche Rauhnächte und ein gutes Ankommen im Jahr 2021!

Plot nach Plan – oder: wo ist bloß das Spiel geblieben?

Ich war am Wochenende endlich mal wieder als Spieler, genauer gesagt als Cerise Choucroute auf einem Larp unterwegs. Die bretonische Hexe war in der Terra Incognita und hat einem Baum geholfen. Klingt komisch, ist aber so.
Mir ist auf der Veranstaltung aufgefallen, wie sehr sich Larp in den letzten Jahren verändert hat. Vor allem die Spielansätze haben sich, aus meiner Sicht stark verändert. Es geht gar nicht mehr vordergründig um das Spiel, sondern um effizientes Lösen des Plots. Anstatt mit Spielangeboten zu glänzen, die für beide Seiten cool sind, wird lieblos irgendwas angeboten, um voran zu kommen. Wo ist die ganze Kreativität hin?
Ich kann mich gut daran erinnern, dass kreative Spielansätze immer belohnt wurden. Entweder von der Orga/SL oder von den Mitspielern.
Anstatt auf Kreativität zu setzen und allen Anwesenden ein nettes Spielangebot zu generieren, wird plump gehandelt und dann wundern sich Leute, dass daraus nichts wird.

Ich hatte davon als NSC und auch SC in der jüngsten Vergangenheit mehrfach solche Szenen und mag eine von vor zwei Jahren beschreiben, bei der ich als NSC unterwegs war.
Ich hatte einen Gegenstand, eine Träne, die die Spieler benötigten, um etwas zu machen. Diese Träne habe ich mit mir rumgetragen und damit rumgespielt usw. bis man mich ansprach, was ich denn dafür haben wollen würde. Zum Tausch.
Dazu sei gesagt, ich war als Bardin da. Also eine Musikerin, die sich ihren Lebensunterhalt durch Singen in Tavernen verdient. Man könnte also annehmen, dass ich jetzt nicht so unbedingt auf klirrende Münzen angewiesen bin.
Das erste Angebot, das ich erhielt, war… *trommelwirbel*…. 1 Silber. Und der Spieler meinte das damals tatsächlich ernst. Ich hab mich wirklich gefragt, warum das so unkreativ war. Es gibt doch zig Möglichkeiten, etwas anderes als Münzen zum Tausch anzubieten. Ich bin auf diesen Handel auch nicht eingegangen, weil ich das wirklich zu plump fand. Am Ende tauschte ich die Träne gegen eine kleine Flasche Schnaps. Das war zumindest ein etwas schöneres Angebot.
Jetzt am Wochenende habe ich einen Gegenstand gefunden, den wir für den Plot unbedingt brauchten. Ich hätte auch Geld bieten können, fand ich aber doof. Ich hab stattdessen die einzige Waffe zum Tausch angeboten, die ich hatte: mein Messer. Und ich war in der glücklichen Position, den Gegenstand am Ende zurück geben zu können, was ich dem NSC auch versprochen hatte. Ein anderer Spieler wollte diesen Gegenstand von mir haben und bot mir…. *trommelwirbel*… 1 Silber. Kein Witz.

Warum ist das so? Ist das irgendwie aus dem realen Leben isn Larp geschwappt, dass man mit Geld alles erreichen kann? Ich finde das bedauerlich. Dabei kommt doch kein schönes Spiel zustande. Wenn ich Geld gegen Ware tauschen will, gehe ich einkaufen. Auch auf einem Larp. Meistens ist irgendwo ein Händler zugegen, der Kleinzeug gegen Münzen verkauft.
Warum aber geben sich Mitspieler so wenig Mühe, ihren Mitspielern ein schönes Erlebnis zu bescheren? Hat sich das Larp so in Richtung Effizienz verändert, dass es, wie bei den Computer-Spielen, nur darum geht, eine Station nach der anderen abzuarbeiten, um dann am Ende eine Belohnung zu kassieren? Ich finde das schade, wirklich.
Es gibt doch so viele Möglichkeiten mehr und im Grunde berauben wir uns dieser Möglichkeiten, wenn wir nur mit plumpen Angeboten an unsere Mitspieler herantreten.

Was ist Eure Wahrnehmung? Hat sich das Larp tatsächlich so verändert oder sehe das nur ich so?

Loslassen – oder: Warum man manche Dinge auf sich beruhen lassen muss

Es gibt so Episoden im Leben, da fragt man sich, warum man sich manche Dinge oder auch Menschen antut. Und man verbeißt sich, bewegt Gedanken im Kopf herum und kriegt die Situation nicht gelöst. Einerseits, weil man selbst wenig bis nichts dagegen tun kann und andererseits, weil eine solche Situation meist mit gewissen Ungerechtigkeiten einher geht.

Ich befinde mich aktuell in einer solchen Situation. Es gibt Dinge und Verhaltensweisen, über die ich mich ärgere, weil sie unfair sind. Es findet keine verbale Kommunikation statt. Aber wer Watzlawik kennt, weiß, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Und da ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin (und sowas aus der Vergangenheit bereits kenne), weiß ich, welches Spiel gespielt wird. Einzelne Personen oder kleinere Gruppen werden geschnitten und von vielen Dingen, die Mehrere betreffen, absichtlich durch Fehl- oder Nichtkommunikation ferngehalten. Erklärungen gibt es keine, sondern nur dieses Verhalten.

Sowas ärgert mich, weil’s unnötig ist. Vor allem aber ist es feige, da man sich so einer möglichen Konfliktsituation entzieht und damit auch einer etwaigen Rechtfertigung. Anstatt eine Klärung herbei zu führen, wird ein Konflikt geschürt, den es gar nicht geben müsste.

In der Arbeitswelt oder in der Schule würde man sowas übrigens wohl als Mobbing bezeichnen.

Ich hab mehrere Erfahrungen mit Mobbing durch, aber deswegen ist es trotzdem nicht einfacher. Allerdings bin ich inzwischen älter und vielleicht etwas klüger, als dass ich mich davon derart aus der Bahn werfen lassen würde, wie das früher mal der Fall war. Ich kenne die Mechanismen, aber vor allem weiß ich, was das über Personen aussagt, die mobben. Da ich allerdings keine psychologischen Profile erstelle, sondern nur meinen gesunden Menschenverstand verwende und den Austausch mit vielen wunderbaren Menschen, die mir immer wieder den Rücken stärken, pflege, soll das hier als Aussage ausreichen. Und wem der Schuh passen mag, darf sich ihn gern anziehen.

Warum ich mir die Mühe mache und darüber blogge? Ich habe heute bei den Teilzeithelden einen wunderbaren Artikel über Gruppendynamik gelesen (bitte mal hier schauen: https://www.teilzeithelden.de/2018/10/15/gruppendynamik-im-larp/

Dieser Artikel hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Gruppen sich verändern. In jeglicher Form. Mal durch Eigendynamik und mal durch gezielte Steuerung der Gruppe durch die sog. Anführer. Gruppen verändern sich, weil Menschen sich verändern. Oder eben auch nicht. Menschen entwickeln sich und ihre Horizonte oder sie bleiben darin verhaftet, wo sie stehen. Es soll Menschen geben, die Entwicklung fürchten. Ist ja auch bequemer, da stehen zu bleiben, wo man grade ist.

Ich finde Stillstand sehr doof und mag Entwicklung und Fortschritt. Der Artikel hat mich daran erinnert, dass es manchmal an der Zeit ist, dem Stillstand zu überwinden und weiter zu gehen. Sich nicht mehr an etwas zu klammern, was so nicht mehr funktionieren wird. Das ist gut und völlig in Ordnung. Raus aus der inzwischen unbequem gewordenen Komfortzone und rein ins nächste Abenteuer!

Grade dieses Jahr hat sich in der Hinsicht so viel getan, dass ich meine eigene kleine Gruppe habe, mit der ich unterwegs sein kann. Das sind alles Freunde, mit denen ich gern meine Freizeit verbringe. Da merkt man dann doch, dass man auf manche Gruppen gar nicht angewiesen ist, sondern sich auch ohne Zank, Ärger und Mobbing auf Larps bewegen kann.

Dazu kommen jedes Jahr neue Bekanntschaften, während sich die alten verfestigen. Es tun sich grade so viele schöne Möglichkeiten in diesem wunderbaren Hobby auf, dass ich gar nich weiß, warum ich mich eigentlich geärgert habe.

Loslassen tut manchmal dann doch ganz gut.

Resistopia 2018 – oder: Nachconblues mit Verzögerung

Man sollte neuen Erfahrungen ja stets offen gegenüber sein, weswegen ich mir überlegt habe, dass das Resistopia eine Veranstaltung ist, die ich mir durchaus mal antun sollte.

Das Resistopia spielt in einem dystopischen Setting. Aliens haben die Erde angegriffen und 95% der Menschheit vernichtet. Die verbliebenen Menschen haben sich dazu entschieden zu kämpfen oder ihre Fähigkeiten denjenigen zur Verfügung zu stellen, die an der Front jeden Tag ihr Leben riskieren, um die Aliens in Schach zu halten. Mehr darüber gibts hier: https://www.resistopia.com

Ich hab mich dazu entschlossen, in der Basismedizin eine Psychologin zu spielen. Auf das klassische Medizin- bzw. Heilerspiel hab ich weniger Lust, weswegen das Psychologiespiel für mich eine gute Variante geboten hat.

Vorbereitungen in Windeseile und mit Unterstützung meiner besseren Hälfte abgeschlossen ging es Mittwochs zur Frühanreise aufs Gelände nach Mahlwinkel, wo die Veranstaltung auf einem ehemaligen Kasernengelände stattfand.

Gespielt wurde ab Donnerstag Nachmittag bis Samstag Abend, also insgesamt dreieinhalb Tage.

Ich möchte gar nicht so sehr auf die Details eingehen. Das muss man selbst gesehen haben. Aber ich möchte von meinen Erlebnissen erzählen. Einige davon haben mich zum Nachdenken gebracht und meine Gedanken möchte ich gern teilen.

Es war meine erste richtige Veranstaltung dieser Form. Ich hatte zwar schonmal einen kleineren Endzeitcon mitgemacht, aber im Vergleich war das Resistopia da einfach intensiver und besser.

Ich hatte anfangs ein paar kleinere Probleme, mich auf das Setting einzulassen. Mir fehlte eine klare Vorstellung vom Ablauf und vom generellen Betrieb. Das sollte sich aber Donnerstag Abend erledigt haben. Ich bin gut ins Spiel reingerutscht, was definitiv meinen Mitspielern in der Basismedizin zu verdanken war. Ist halt eine Familie.

Ich hatte als Psychologin viele ganz wunderbare Spielangebote und wusste teilweise gar nicht, wo ich zuerst drauf reagieren sollte. Ich freu mich sehr über die Tatsache, dass das Spiel so gut angenommen wurde und wir (ich hab einen Kollegen) mehrere Langzeitpatienten gewinnen konnten. Das lässt auch längerfristiges Spiel zu und baut schöne Beziehungen zu Charakteren auf.

Ich mag da ein paar Szenen hervorheben, die ich echt genossen habe:

Der R.E.D. (ein Sträfling), der ein psychologisches Gutachten von mir erhielt. Ich hab unser Gespräch echt genossen, vor allem weil es mir die Möglichkeit bot, ein paar Fragetechniken auszuprobieren und so den Charakterhintergrund an die Oberfläche befördern zu können. Das war cool. Auch die Erstellung des entsprechenden Gutachtens sowie die weiterführende Interaktion mit dem Herrn Ritter vom CIC war großartig. Erst der Auftrag, dann die Durchführung und später noch ein Brief, der seinen Weg über kleinere Umwege sogar zum XO fand… Ich freu mich auf nächstes Jahr. Da lässt sich sicher noch was draus machen!!

Der verschobene Termin bei der Roten Laterne. Kurz, aber ganz wunderbar. Die Flöte zum Eingang, die Geschichte, das gemeinsame Singen und das Rätsel meines BM-Kollegen Ritter (ja, der heißt auch Ritter) waren eine kleine, sehr schöne Oase in all dem Trubel um uns herum. Ich kriege aber noch immer Gänsehaut, denn als ich mein Lied vortrug („We will go home“ aus dem Film „King Arthur“) wurde es um mich herum immer stiller. Die Gespräche verstummten und es waren nur noch die Geräusche vom Aufrödeln für die Endschlacht zu hören. Umso schöner war ein Feedback, das ich später OT dazu bekam. Ich hatte jemandem einen Ohrwurm verpasst und das Lied begleitete ihn nach draußen in die Endschlacht. Das sind die schönsten Komplimente, die man bekommen kann. An dieser Stelle auch nochmal vielen herzlichen Dank dafür!!

Akute Belastungsreaktionen in der Basismedizin. Genau wegen sowas macht man das. Da ist ein Fieldmedic, der mit angesehen hat, wie sein Kamerad sich schützend vor einen weiteren Fieldmedic stellt und damit sein Leben opfert. Die Hände zittern, bloß nicht hinsetzen, helfen wollen, helfen müssen, sich ablenken. Nicht dran denken… Und dann doch setzen und erzählen, was passiert ist. Schätzl hat einen Kameraden und Freund, ein BM-Familienmitglied verloren.

Und dann ist da ein Warrant Officer, der im Feld vier Leute erschießen musste, damit diese nicht den Grey (also den Aliens) in die Hände fallen. Und was ist? Heulkrampf, emotionaler Zusammenbruch und Psychokoller. Dr. König brach heulend in sich zusammen.

Ihr Beiden habt mir das absolut geilste Spiel auf dem Resi geliefert. Das war der Knaller und ich bin damit hart an die Grenzen meines inneren Werkzeugkoffers gekommen. Gerettet hat mich bei Dr. König der Vorgesetztenverhältnislolly (eine kleine, aber schöne Erinnerung aus einer Szene vorher), mit dem ich ihn sogar zum Lachen brachte. Das war krass, aber auch krass großartig und genau von sowas will ich mehr!!

Ein Ex-Polizist mit Drogenproblemen. Taylor, das war großartig. Unsere Gespräche, das Aufdecken von Problemen und wie Du dann während Deiner Behandlung in der BM meine Hand gegriffen hast. Ich fand unser Spiel durchweg super gut und hoffe, wir können nächstes Jahr daran anknüpfen.

Eine Razzia in der BM. Das war irgendwie witzig, aber auch irgendwie doof. Ich wurde aus einem Patientengespräch gerissen (mehrfach), was mir IT echt auf die Nerven ging. Mir dann noch zu sagen, wie ich meine Arbeit zu machen habe… IT mega übel. OT hätte ich mir mehr Konsequenz seitens der Wache gewünscht. Ihr wollt was von mir, dann setzt das durch. Ich hab Euch provoziert. Da kam mir einfach zu wenig. Dass Lt. Dr. Rabe dann noch eingrätschen musste, hat Eure Autorität in dem Fall leider etwas untergraben. Ich dachte, die Wache hat die Hoheit in solchen Fällen. Schade, dass da nicht mehr kam.

Generell muss ich sagen, dass ich Unterbrechungen in psychologischen Gesprächen doof finde. Es reißt mich aus der Szene und macht mich IT, aber leider auch OT sauer. Bei der Razzia konnte ich das nachvollziehen, da hätte es aber auch andere Möglichkeiten gegeben, als vier Mal zu unterbrechen. Nett fragen „Könnten Sie bitte…“ oder ein sehr konsequentes „Sie kommen jetzt mit, das dauert nicht lange.“ hätte ich da echt besser gefunden. Genauso Informationsweitergabe während einer Sitzung. Solange das nicht lebensbedrohlich ist, kann das warten. Schlimmstenfalls hat man Zeit verschwendet, aber keine Szene gestört. Habe ich in einem Fall eben so gemacht. Hat meiner Meinung nach etwas mit Respekt vor dem Spiel anderer zu tun und grade das Psychologiespiel ist da dann doch etwas sensibler, finde ich.

Schlimmer fand ich da eher eine SL-Sache, die mich nur Zeit gekostet hat und zu gar nichts führte. Bitte bitte, liebe Orga, SL usw. macht sowas nicht. Das ist frustrierend und einfach verschwendete Mühe. Wenn Ihr (Orga, SL) da mehr wissen wollt, pingt mich an.

Die Psychologen aus dem Core. Das war spannend. Zwei Psychologen aus dem Core haben versucht, mittels üblen Suggestivfragen Druck auszuüben oder gar Sperren zu verhängen. Zitat: „Wenn der sich hier jetzt keine 10 Minuten für die Befragung Zeit nimmt, sperren wir den.“ Meine Antwort darauf, sehr ruhig und trocken: „Nein, werden Sie nicht.“ War lustig, aber hat viel mehr Zeit gefressen, als ursprünglich gedacht. Mehr Zeit für Briefings vorher hätten dem sicher vorbeugen können. Vielen Dank aber an die beiden NSCs, die das mitgemacht haben. Ich befürchte, ich hab es Euch nicht leicht gemacht.

Die Basismedizin. Familie. Es ist immer einer zum Anspielen da, aber vor allem gucken wir alle OT, dass es den Anderen gut geht, dass nichts fehlt, jeder genug trinkt, isst und auf Pausen achtet. Grandios war die Szene mit Wassenfall, der mit ’nem Rührstäbchen Lt. Dr. Rabe darauf aufmerksam machte, dass Ihr Gast/Gesprächspartner mit einem offenen Getränk am Empfangstresen stand. Super coole Aktion und hat am Tisch im Aufenthaltsbereich definitiv für sehr viele Lacher gesorgt!! Diese Kleinigkeiten machen Euch alle zu etwas Besonderem. Danke, dass Ihr Familie seid, dass Ihr da seid und überhaupt!! Den Tod unseres IT-Familienmitglieds werden wir so schnell nicht verwinden und ich hab bereits Ideen, wie man das beim nächsten Resi aufgreifen kann. #bmfamily <3

Meine Lieblingspatientin. Iris oder Smartie… ich liebe das Spiel mit Dir. Wir haben immer was zu besprechen und ich glaube, daraus wird IT sicher eine Freundschaft werden. OT bezeichne ich Dich schon als solche. Danke für das Spiel, die Verknüpfung und das Callsign, auch wenn ich immer noch nicht weiß, woher ‚Dr. Mandala‘ kommt.

Damit das hier nicht zuuuu lang wird (es ist eigentlich schon viel zu lang), beende ich das hier nun. Ich hab viele vergessen, aber seid Euch sicher, ich hatte nicht eine wirklich doofe Spielszene. Ganz im Gegenteil!!

Ich freue mich auf nächstes Jahr und hoffe, dass ich an die vielen Gespräche und Szenen aus diesem Jahr anknüpfen kann. Ideen habe ich bereits einige!! Danke für diese wunderbare Erfahrung!!

Dinge, die man nicht braucht…

Ein Freund sagte mir unlängst, er schwanke in der Beurteilung meiner Person zwischen naiv und zu gut für diese Welt.

Mir persönlich fällt es immer schwer, von Menschen schlimmes anzunehmen. Ich sehe eigentlich immer das Positive und versuche auch, aus negativen Dingen etwas positives zu ziehen. Leider gelingt mir das nicht immer. Vor allem, wenn es um zwischenmenschliches Miteinander geht.

Ich hab unlängst festgestellt, dass meine Toleranzgrenze bei einigen Dingen recht schnell erreicht ist und ich bei Enttäuschungen auch ziemlich schnell den Rückzug suche. Ich habe es aufgegeben, manche Menschen verstehen zu wollen, sondern ziehe dann lieber direkt meine Konsequenzen.

Das passiert nicht häufig, aber manchmal dann eben doch. Und um mich dazu zu bringen, muss schon echt was passiert sein, da ich im Grunde ein verständnisvoller Mensch bin und Leute nicht sofort verurteile oder ihnen meinen Stempel aufdrücke, um sie dann in eine Schublade zu stecken.

Bei mir ist allerdings der Drops gelutscht, wenn man mich belügt, nicht mit mir spricht oder tatsächlich dumme Intrigen spinnt, um mir an den Karren zu fahren.

Alles nicht schön, aber tatsächlich auch nichts, was ich beeinflussen könnte. Ich könnte nachfragen, was ich in manchen Fällen getan habe, aber meistens kommt da kaum etwas bei rum und am Ende bleibt die Enttäuschung dann doch noch bestehen.

Ich musste jetzt am Wochenende feststellen, dass alle drei Dinge eingetroffen sind. Nicht von einer einzelnen Person, aber von mehreren, was es nicht besser macht.

Ich bin enttäuscht, dass man nicht mit mir redet, mir Unsinn erzählt bzw die Wahrheit verbiegt und mich hintenrum ausbootet. Das ist scheiße.

Allerdings, und das ist ein großer Punkt, sagt das vieles über die Akteure in diesen Dingen aus. Reden hilft, Nicht-Reden leider nicht und sorgt dafür, dass mindestens ein Beteiligter am Ende enttäuscht ist.

Ich ziehe daraus meine Konsequenzen und gehe meinen Weg trotzdem weiter. Es lohnt sich nicht, über verschüttete Milch zu weinen. Die Enttäuschung wird mich noch eine Weile begleiten, aber irgendwann ist es dann auch gut.