Man sollte neuen Erfahrungen ja stets offen gegenüber sein, weswegen ich mir überlegt habe, dass das Resistopia eine Veranstaltung ist, die ich mir durchaus mal antun sollte.
Das Resistopia spielt in einem dystopischen Setting. Aliens haben die Erde angegriffen und 95% der Menschheit vernichtet. Die verbliebenen Menschen haben sich dazu entschieden zu kämpfen oder ihre Fähigkeiten denjenigen zur Verfügung zu stellen, die an der Front jeden Tag ihr Leben riskieren, um die Aliens in Schach zu halten. Mehr darüber gibts hier: https://www.resistopia.com
Ich hab mich dazu entschlossen, in der Basismedizin eine Psychologin zu spielen. Auf das klassische Medizin- bzw. Heilerspiel hab ich weniger Lust, weswegen das Psychologiespiel für mich eine gute Variante geboten hat.
Vorbereitungen in Windeseile und mit Unterstützung meiner besseren Hälfte abgeschlossen ging es Mittwochs zur Frühanreise aufs Gelände nach Mahlwinkel, wo die Veranstaltung auf einem ehemaligen Kasernengelände stattfand.
Gespielt wurde ab Donnerstag Nachmittag bis Samstag Abend, also insgesamt dreieinhalb Tage.
Ich möchte gar nicht so sehr auf die Details eingehen. Das muss man selbst gesehen haben. Aber ich möchte von meinen Erlebnissen erzählen. Einige davon haben mich zum Nachdenken gebracht und meine Gedanken möchte ich gern teilen.
Es war meine erste richtige Veranstaltung dieser Form. Ich hatte zwar schonmal einen kleineren Endzeitcon mitgemacht, aber im Vergleich war das Resistopia da einfach intensiver und besser.
Ich hatte anfangs ein paar kleinere Probleme, mich auf das Setting einzulassen. Mir fehlte eine klare Vorstellung vom Ablauf und vom generellen Betrieb. Das sollte sich aber Donnerstag Abend erledigt haben. Ich bin gut ins Spiel reingerutscht, was definitiv meinen Mitspielern in der Basismedizin zu verdanken war. Ist halt eine Familie.
Ich hatte als Psychologin viele ganz wunderbare Spielangebote und wusste teilweise gar nicht, wo ich zuerst drauf reagieren sollte. Ich freu mich sehr über die Tatsache, dass das Spiel so gut angenommen wurde und wir (ich hab einen Kollegen) mehrere Langzeitpatienten gewinnen konnten. Das lässt auch längerfristiges Spiel zu und baut schöne Beziehungen zu Charakteren auf.
Ich mag da ein paar Szenen hervorheben, die ich echt genossen habe:
Der R.E.D. (ein Sträfling), der ein psychologisches Gutachten von mir erhielt. Ich hab unser Gespräch echt genossen, vor allem weil es mir die Möglichkeit bot, ein paar Fragetechniken auszuprobieren und so den Charakterhintergrund an die Oberfläche befördern zu können. Das war cool. Auch die Erstellung des entsprechenden Gutachtens sowie die weiterführende Interaktion mit dem Herrn Ritter vom CIC war großartig. Erst der Auftrag, dann die Durchführung und später noch ein Brief, der seinen Weg über kleinere Umwege sogar zum XO fand… Ich freu mich auf nächstes Jahr. Da lässt sich sicher noch was draus machen!!
Der verschobene Termin bei der Roten Laterne. Kurz, aber ganz wunderbar. Die Flöte zum Eingang, die Geschichte, das gemeinsame Singen und das Rätsel meines BM-Kollegen Ritter (ja, der heißt auch Ritter) waren eine kleine, sehr schöne Oase in all dem Trubel um uns herum. Ich kriege aber noch immer Gänsehaut, denn als ich mein Lied vortrug („We will go home“ aus dem Film „King Arthur“) wurde es um mich herum immer stiller. Die Gespräche verstummten und es waren nur noch die Geräusche vom Aufrödeln für die Endschlacht zu hören. Umso schöner war ein Feedback, das ich später OT dazu bekam. Ich hatte jemandem einen Ohrwurm verpasst und das Lied begleitete ihn nach draußen in die Endschlacht. Das sind die schönsten Komplimente, die man bekommen kann. An dieser Stelle auch nochmal vielen herzlichen Dank dafür!!
Akute Belastungsreaktionen in der Basismedizin. Genau wegen sowas macht man das. Da ist ein Fieldmedic, der mit angesehen hat, wie sein Kamerad sich schützend vor einen weiteren Fieldmedic stellt und damit sein Leben opfert. Die Hände zittern, bloß nicht hinsetzen, helfen wollen, helfen müssen, sich ablenken. Nicht dran denken… Und dann doch setzen und erzählen, was passiert ist. Schätzl hat einen Kameraden und Freund, ein BM-Familienmitglied verloren.
Und dann ist da ein Warrant Officer, der im Feld vier Leute erschießen musste, damit diese nicht den Grey (also den Aliens) in die Hände fallen. Und was ist? Heulkrampf, emotionaler Zusammenbruch und Psychokoller. Dr. König brach heulend in sich zusammen.
Ihr Beiden habt mir das absolut geilste Spiel auf dem Resi geliefert. Das war der Knaller und ich bin damit hart an die Grenzen meines inneren Werkzeugkoffers gekommen. Gerettet hat mich bei Dr. König der Vorgesetztenverhältnislolly (eine kleine, aber schöne Erinnerung aus einer Szene vorher), mit dem ich ihn sogar zum Lachen brachte. Das war krass, aber auch krass großartig und genau von sowas will ich mehr!!
Ein Ex-Polizist mit Drogenproblemen. Taylor, das war großartig. Unsere Gespräche, das Aufdecken von Problemen und wie Du dann während Deiner Behandlung in der BM meine Hand gegriffen hast. Ich fand unser Spiel durchweg super gut und hoffe, wir können nächstes Jahr daran anknüpfen.
Eine Razzia in der BM. Das war irgendwie witzig, aber auch irgendwie doof. Ich wurde aus einem Patientengespräch gerissen (mehrfach), was mir IT echt auf die Nerven ging. Mir dann noch zu sagen, wie ich meine Arbeit zu machen habe… IT mega übel. OT hätte ich mir mehr Konsequenz seitens der Wache gewünscht. Ihr wollt was von mir, dann setzt das durch. Ich hab Euch provoziert. Da kam mir einfach zu wenig. Dass Lt. Dr. Rabe dann noch eingrätschen musste, hat Eure Autorität in dem Fall leider etwas untergraben. Ich dachte, die Wache hat die Hoheit in solchen Fällen. Schade, dass da nicht mehr kam.
Generell muss ich sagen, dass ich Unterbrechungen in psychologischen Gesprächen doof finde. Es reißt mich aus der Szene und macht mich IT, aber leider auch OT sauer. Bei der Razzia konnte ich das nachvollziehen, da hätte es aber auch andere Möglichkeiten gegeben, als vier Mal zu unterbrechen. Nett fragen „Könnten Sie bitte…“ oder ein sehr konsequentes „Sie kommen jetzt mit, das dauert nicht lange.“ hätte ich da echt besser gefunden. Genauso Informationsweitergabe während einer Sitzung. Solange das nicht lebensbedrohlich ist, kann das warten. Schlimmstenfalls hat man Zeit verschwendet, aber keine Szene gestört. Habe ich in einem Fall eben so gemacht. Hat meiner Meinung nach etwas mit Respekt vor dem Spiel anderer zu tun und grade das Psychologiespiel ist da dann doch etwas sensibler, finde ich.
Schlimmer fand ich da eher eine SL-Sache, die mich nur Zeit gekostet hat und zu gar nichts führte. Bitte bitte, liebe Orga, SL usw. macht sowas nicht. Das ist frustrierend und einfach verschwendete Mühe. Wenn Ihr (Orga, SL) da mehr wissen wollt, pingt mich an.
Die Psychologen aus dem Core. Das war spannend. Zwei Psychologen aus dem Core haben versucht, mittels üblen Suggestivfragen Druck auszuüben oder gar Sperren zu verhängen. Zitat: „Wenn der sich hier jetzt keine 10 Minuten für die Befragung Zeit nimmt, sperren wir den.“ Meine Antwort darauf, sehr ruhig und trocken: „Nein, werden Sie nicht.“ War lustig, aber hat viel mehr Zeit gefressen, als ursprünglich gedacht. Mehr Zeit für Briefings vorher hätten dem sicher vorbeugen können. Vielen Dank aber an die beiden NSCs, die das mitgemacht haben. Ich befürchte, ich hab es Euch nicht leicht gemacht.
Die Basismedizin. Familie. Es ist immer einer zum Anspielen da, aber vor allem gucken wir alle OT, dass es den Anderen gut geht, dass nichts fehlt, jeder genug trinkt, isst und auf Pausen achtet. Grandios war die Szene mit Wassenfall, der mit ’nem Rührstäbchen Lt. Dr. Rabe darauf aufmerksam machte, dass Ihr Gast/Gesprächspartner mit einem offenen Getränk am Empfangstresen stand. Super coole Aktion und hat am Tisch im Aufenthaltsbereich definitiv für sehr viele Lacher gesorgt!! Diese Kleinigkeiten machen Euch alle zu etwas Besonderem. Danke, dass Ihr Familie seid, dass Ihr da seid und überhaupt!! Den Tod unseres IT-Familienmitglieds werden wir so schnell nicht verwinden und ich hab bereits Ideen, wie man das beim nächsten Resi aufgreifen kann. #bmfamily <3
Meine Lieblingspatientin. Iris oder Smartie… ich liebe das Spiel mit Dir. Wir haben immer was zu besprechen und ich glaube, daraus wird IT sicher eine Freundschaft werden. OT bezeichne ich Dich schon als solche. Danke für das Spiel, die Verknüpfung und das Callsign, auch wenn ich immer noch nicht weiß, woher ‚Dr. Mandala‘ kommt.
Damit das hier nicht zuuuu lang wird (es ist eigentlich schon viel zu lang), beende ich das hier nun. Ich hab viele vergessen, aber seid Euch sicher, ich hatte nicht eine wirklich doofe Spielszene. Ganz im Gegenteil!!
Ich freue mich auf nächstes Jahr und hoffe, dass ich an die vielen Gespräche und Szenen aus diesem Jahr anknüpfen kann. Ideen habe ich bereits einige!! Danke für diese wunderbare Erfahrung!!