Von Bienenkindern und anderen Merkwürdigkeiten – oder: Mal wieder ein Larp

„Sitzen ein Engel, ein Halbgott, zwei Bienenkinder und ein Mensch im Auto…“

Diese Anfänge schlechter Witze kennt so ziemlich jeder, dass hinter diesem Anfang jedoch eine wahre Begebenheit steckt, dazu später mehr.

Ich hatte für das Wochenende relativ spontan ein Larp eingeplant, über dessen Hintergrundwelt ich nichts wusste, ich einen Teil der Spielerschaft aus einem anderen Genre kenne und ich das vermutlich kleinste Gepäck für ein ganzes Wochenende Larp dabei hatte.

Die Hintergrundwelt, in der das ganze stattfand, basiert auf dem PC-Spiel „The Secret World“. Es gibt danach eine Parallelgesellschaft mit mehreren Fraktionen, Geheimbünden und allerlei Wesen, die man sonst eher aus Märchen kennt.

Spannend, wenn man die Welt nicht kennt, aber trotzdem einfach mitmacht, weil’s cool klingt.

Gespielt habe ich eine Dame aus der Fraktion der Phönizier namens Stella Pénélope von Tyros. Die Phönizier sind sozusagen die Händler der geheimen Welt und es gibt irgendwie nix, womit sie nicht handeln.

Grund der Zusammenkunft der vielen Leute dort war die Testamentseröffnung von Prof. Dr. Dr. Etiénne Atticus Magnus Theon Remus Poe. Stella hatte eine Vergangenheit mit ihm, war sie doch einst von ihm gerettet worden. Und scheinbar hielt der gute Mann so große Stücke auf sie, dass er ihr eine Yacht mit dem klangvollen Namen ‚Astarte‘ vermachte. Entgegen vieler anderer Erbstücke war dies eines, was keine Bedingung mit sich brachte oder einen Pferdefuß hinter sich herzog.

Stella versuchte, für sämtliche Informationen, die sie hatte, Käufer zu finden, doch leider erwiesen sich die Anwesenden als wenig handelsbereit. Einer der Wenigen, der Stella etwas abkaufte, war der gute Emil, der selbst mit Dingen handelte. Entweder gab es also den Bedarf nicht oder ich hab den Holzhammer nicht deutlich genug ausgepackt. Die paar so sonstigen Angebote, die kamen, waren ein eher schlechter Deal oder der Handel wurde nicht eingehalten (vom Handelspartner, nicht von mir).

Die Mühe, die ich mir also zuvor mit den Infos gegeben hatte, war also leider umsonst.

Schön war jedoch, und das war ein echtes Highlight, der Noteinsatz, um einen Dolch zu finden und ein Menschenleben zu retten. Also einmal im Befehlston ein paar Leute angehauen, den Autoschlüssel geholt und los ging die wilde (und echt lustige) Fahrt. Und so kam es auch zum Einleitungssatz dieses Beitrags, denn es saßen ein Mensch, ein Engel, ein Halbgott und zwei Bienenkinder im Auto. Mensch, Engel und Halbgott hatten nur diverse Probleme mit der Rückbank und ich habe das erste Mal einen Engel fast fluchen hören, weil er die Tür nicht zugekriegt hat.

Die Fahrt war kurz, es machte einmal ‚BING‘ im Auto und ich sagte: „Oh, ich muss tanken!“ Beinahe unisono kam von hinten die Rückfrage „Was, jetzt?“ Doch ich konnte beruhigen: „Nein, ich hab noch 65km.“

Wir fanden leider nicht, weswegen wir losgefahren  sind und irgendwie stand am Samstag Abend ein Kampf zwischen zwei Feen und ein Ritual zur Bannung der Essenz eines fiesen schwarzen Drachen. Beides hab ich nicht ganz verstanden, weil ich da auch nicht wirklich mit drin hing.

Es sollte sich jedoch am Ende herausstellen, dass der gute Poe gar nicht tot war, sondern in der Gestalt von Dr. Peacock (nicht Pfau, sondern Erbsenhahn) vor Ort war und am Ende die Essenz in ein Amulett bannte, während Andere den Engel davon abhielten, das Ritual kaputt zu machen.

Ausgeklungen ist der Abend spät und lustig bei billigem Rum, aber umso schöneren Gesprächen.

Mein Fazit ist gemischtgefühlig. Ich hatte Probleme, mein Konzept an den Spieler zu bringen, was mehrere Ursachen hatte: einerseits bin ich vermutlich nicht früh genug damit rausgerückt, wer ich bin, andererseits war das Spiel der anderen Fraktionen sehr eng, weswegen es super schwer war, da überhaupt einen Ansatz zu finden.

Da ich jetzt das Potential meines Charakters erkannt habe, bin ich dennoch dazu geneigt, ein weiteres The Secret World-Larp zu bestreiten, sofern es denn stattfindet.

Die Orga hat sich unglaublich viel Mühe mit Plot, Rätseln und vielen tollen Gimmicks gegeben und ich fühlte mich selten so gut im Vorfeld betreut und gebrieft.

Ich hab mich sehr sehr sehr über all die bekannten Gesichter gefreut, aber auch über die neuen Bekanntschaften. Viele, die ich viel zu lange nicht gesehen hatte, dann ein kurzes, aber für mich seelenberührendes Gespräch am Sonntag morgen und die ganzen herrlichen Ergänzungen zu der Auto-Situation. Es war mir ein Fest und eine Freude und ich bin wirklich froh, dass ich mich dafür entschieden hatte.

Das Einzige, was ich vom WE nicht mitnehmen wollte, ist der Anflug von Erkältung. Aber ich tu grad alles dafür, dass die nicht ausbricht, denn Samstag gehts auf die nächste Veranstaltung. Dann allerdings als Nicolette.

Wer mehr über das Larp und die Orga erfahren möchte (und sich ein wenig in die Welt einlesen mag), kann hier mal schauen: TSW-Larp

Und manchmal läuft es einfach – Fast…

Manchmal habe auch ich einfach mal Tage, an denen alles läuft. Kein Stress, keine nervigen Dinge, die es zu erledigen gilt, sondern einfach mal Zeit, den eigenen Ideen Raum und Zeit zu geben, damit sie sich entfalten können. Die letzten zwei Wochen kann man unter dem Stichwort „kreativ“ extrem gut zusammenfassen.

Ich war viel unterwegs, habe mit einigen Freunden viele verschiedene Pläne geschmiedet, habe mich selbst mit meinen eigenen Händen kreativ betätigt und warte eigentlich nur noch auf zwei Pakete, die mir noch Dinge bringen, damit ich andere Dinge endlich mal verschicken kann (ich sag später, was es war, sind Überraschungen… wie immer).

Ich habe das große Glück, mich jetzt bereits auf eine schöne Consaison 2017 freuen zu können, da ich drei Mitspieler gewinnen konnte, die sich mir und meinen Ideen anschließen. Darüber bin ich sehr sehr sehr glücklich und ich gehe vollends darin auf, für diese drei Accessiores für deren Gewandung zu entwerfen und war recht kreativ in der Namensfindung. Lasst Euch überraschen 😉

Zudem habe ich, und das freut mich am meisten, ein Jobangebot bekommen, für das ich vorgeschlagen wurde und ich mich nicht drauf beworben habe. In einem ersten Gespräch konnte ich einen guten Eindruck hinterlassen, so dass nun bald das zweite Gespräch folgt. Ich freu mich sehr darüber und über die Möglichkeiten, die das mit sich bringt. das wäre für mich ein großer Schritt vorwärts und eine Chance, weiterzukommen und wieder etwas neues zu lernen.

Ende August darf ich dann auch endlich mein Praktikum absolvieren, auf das ich mich auch schon sehr freue. Ich darf eine statistische Erhebung eines Vorher-Nachher-Zustandes bei einem Seminar begleiten und als eigenständiges Projekt durchführen. Zudem ist flexibel gehalten, dass ich, wenn ich möchte und mir das zutraue, selbst entsprechende Übungen anleite und durchführe. Ebenso eine riesen Möglichkeit, viel zu lernen und aus dem Seminar persönlich etwas für mich mitzunehmen.

Danach darf ich dann noch meiner besten und liebsten Freundin ein paar Tage auf den Wecker gehen. Ich hab sie lange nicht gesehen und ich glaube, das wird das absolute Highlight des Jahres. Ich glaube, darauf freue ich mich am Meisten!!

Also alles im Fluss… Wenn da nicht das Warten auf die Pakete wäre, die ich benötige, um endlich was anderes loszuschicken… Narf.

Neue Inspiration – Zeitaufwändige Projekte in Sicht

Nachdem ich dieses Jahr wohl noch ein paar Larps besuchen werde, stehen auch neue Klamottenplanungen im Raum. Planungen sind immer toll, aber die Umsetzung… Wie oft hatte ich es schon, dass ich die letzten Stiche an einem Kleid noch auf einem Con gemacht habe..?

Zum Einen hatte ich mir letztes Jahr im Sommer eine rosafarbene Bouretteseide gekauft, die noch immer darauf wartet, in ein Kleid verarbeitet zu werden. Dazu hatte ich den Gedanken, dass die Farbe zwar wirklich schön ist, aber entweder mich oder den Betrachter des fertigen Kleides erschlägt. Also musste eine neue Lösung her, die da lautet: Mi-Parti. Also hab ich gestern eine entsprechende Menge naturfarbener Bouretteseide gekauft, um das Rosa zu ergänzen. Ich werde mal schauen, wie die Farbe aussieht. Sollte sie gar nicht passen, werde ich den Naturton entsprechend umfärben. Aber erstmal abwarten.

Dann steht da noch immer die Klamotte für den Geiranger-Con im Oktober an. Da muss ich allmählich mal Schnittmuster erstellen und mit dem Nähen anfangen, damit das auch noch rechtzeitig fertig wird (ich mach sowas ja immer gern erst auf den letzten Drücker…).

Und grade hat mich noch eine weitere Inspiration getroffen. Das wird auch etwas länger dauern, aber ich denke, das wird sich lohnen. Wirklich viel dazu sagen kann und möchte ich an dieser Stelle nicht. Denn das Stück, das ich herstellen werde, wird ein Geschenk werden. Bilder gibt’s dann, wenn ich damit fertig bin.

Ich liebe es, kreativ zu sein und ich mag es sehr, Anderen damit eine Freude machen zu können. Ich hoffe sehr, dass meine Idee Anklang findet. Also, entsprechendes Material kaufen und loslegen. Ich bin schon ganz aufgeregt!!

Die Kreativität beflügelt mich

Es war seit dem Con ein wenig ruhig. Ich musste nachdenken. Das hatte unter anderem mit einigen stressigen Tagen im Büro zu tun und auch im privaten Umfeld wurde viel Staub aufgewirbelt, der sich erstmal legen musste.

Das Wochenende hab ich mir eine Online-Auszeit genommen (bis auf ein Haiku, das ich postete) und hab mir selbst etwas Gutes getan: ich war shoppen. Dabei heraus kam die Ausgabe eines halben Vermögens bei Lush sowie ein viel zu teures T-Shirt vom Elbenwald:

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Ja, ich bin ein Nerd und ja, ich steh auf Sailor Moon. Ich hab das Shirt gesehen und musste es einfach kaufen!!

In der Ruhepause hab ich festgestellt, dass, wenn man mit den richtigen Leuten an einem Strang zieht, lässt sich etwas bewegen. Das war gut und fühlte sich sehr richtig an.

Zudem überkam mich ab Montag eine Welle der Kreativität. Ich schrieb noch ein Haiku und hatte einige schöne Ideen für’s Larp. Darunter auch etwas klamottentechnisches.

Da ich noch immer dabei bin, etwas weniger Mensch zu werden (was mir in den letzten drei Wochen erstaunlich gut gelungen ist) und ich den Plan habe, bis zum Ende des Jahres endlich mal mein Wunschgewicht erreicht zu haben, brauch ich natürlich auch neue Klamotten. Ich befürchte, dass ich die Kleider, die ich jetzt habe, nicht nochmal soweit ändern kann, dass sie mir weiterhin problemlos passen werden. Ich werde es versuchen, aber wirklich zuversichtlich bin ich nicht.

Die erste Idee: schwarze Wildseide, goldfarbene Knöpfe und überall auf dem Kleid kleine goldfarbene Glasperlen verteilt. Dazu entweder eine Kronenschapel oder eine Pillbox. Vielleicht mach ich auch beides, mal schauen.

Die zweite Idee (und die wesentlich aufwändigere): ein Wappenkleid. Da mein Charakter über einen absehbaren Zeitraum verheiratet sein wird, wird es wohl Zeit, mir mal Gedanken über so ein repräsentatives Kleid zu machen. Naja, die Gedanken dazu hab ich mir schon gemacht, nur scheue ich den Aufwand… Es soll ein zweigeteiltes Kleid werden. Links mein eigenes Wappen (drei goldene Mispelblüten auf grünem Grund), rechts das Wappen von Burgbach-Orkenstein (dreigeteilter Schild, links silbernes Schwert auf blauem Grund, rechts silbernes Einhorn auf grünem Grund, Spitze grüne Tannen auf schwarzem Grund). Alleine die Details des Schwerts und des Einhorns machen mir jetzt schon Sorgen (ich erinnere mich an den Löwen des Wappens der Lordregulation Bretoniens, das ich mal auf eine Männercotehardie genäht habe… gruselig…), aber die Idee ist in meinem Kopf und irgendwie möchte ich so’n Ding machen. Nicht dieses Jahr, aber vielleicht im Laufe des Nächsten.

Diverse weitere Ideen haben direkt mit meinem Spiel zu tun, weswegen ich mich darüber ausschweigen werde. Allerdings denke ich, dass das gut wird und dass da einiges bei herauskommen wird.

Immersion im Rollenspiel oder: warum hab ich das nicht schon früher gemacht?

Es gibt Dinge, die überraschen mich selbst manchmal sehr. Da muss ich erst 15 Jahre larpen, eine eigene Gruppe mit aufbauen (einen herzlichen Gruß an meine Darpatbullen :-* ), selbst Orga und SL sein, um zu erkennen, dass manche Dinge das eigene Spiel sehr einfach bereichern können.

Das Stichwort heißt ‚Immersion‘. Laut Wikipedia-Definition ist das ein Eintauchen oder Einbetten. Für’s Larp heißt das (keine allgemeingültige Definition, sondern meine persönliche Ansicht und Erfahrung), dass man sich in eine Situation oder Szene so stark hineinfallen lässt, dass die eigene Persönlichkeit dabei in den Hintergrund tritt und der bespielte Charakter dabei dann die volle Bandbreite an Emotionen und Motivationen übernimmt und nach außen trägt.

Das hatte ich bisher zwei Mal. Das erste Mal, und auch die absolut heftigste Erfahrung damit war auf dem ‚Hymnen an die Nacht‘, einem Penny Dreadful-Steampunk-Larp im November 2015. Die Situationen auf dem Con haben mich derartig mitgenommen, dass ich knapp zwei Wochen gebraucht habe, um mich wieder zu sortieren.

Das zweite Mal war dieses Wochenende, also vom 16. bis 19. Juni auf dem Castellani-Con. Nicht minder intensiv, aber für mich diesmal leichter zu verarbeiten.

Beim ersten Mal wurde ich von der Wucht des Cons mitgenommen, dieses Mal hab ich es selbst beeinflusst. Ich habe mich bewusst in Situationen und Stimmungen hineinfallen lassen und mich mitnehmen lassen von allem, was um mich herum passiert ist. Damit wurde der Con für mich ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, weil Andere dieses Spiel aufgegriffen und zu ihrem Spiel gemacht haben, sondern weil es auch meinen Erfahrungshorizont erweitert hat. Ich habe gelernt, dass ich, sofern ich mit mir selbst klar und stimmig bin, ich genießen kann, solche Begebenheiten aufzugreifen und mich fallen zu lassen.

Gewusst hatte ich schon immer, dass man nicht für sich spielt, sondern für seine Mitspieler, aber jetzt habe ich das auch verinnerlicht. Es geht nie darum, sich selbst als den Helden hinzustellen und als strahlender Sieger hervorzugehen. Klar, das macht auch Spaß, ist aber recht flach und auf Dauer einfach langweilig. Es geht darum, auch zu verlieren. Einfach zu zeigen, dass auch ein Charakter dunkle Züge hat, dunkle Geheimnisse oder schlicht und ergreifend in ein Loch fallen kann. Ganz wie im normalen Leben.

Ich bin wirklich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen konnte, denn nur durch Erfahrungen wächst man an sich weiter. Vor allem aber bin ich froh und dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen mit Menschen machen durfte, die das einfach aufgegriffen haben und was daraus gemacht haben. Durch das, was ich ins Spiel hinein gegeben habe, habe ich mindestens doppelt so viel zurück bekommen. Das war einfach ganz wunderbar und großartig. Diese Momente sind es dann, an die man sich lange Zeit erinnert und die man sich auch auf einem Larp abends am Lagerfeuer erzählt.